Calligraphiques Noires · 12. Februar 2010
Zum Beitrag von heute über die Rautendelein erreicht mich eine Ergänzung, die ich wegen der Bilder als eigenen Beitrag bringe. Herzlichen Dank an Thomas Gravemaker nach Paris! Mein Kollege schickt mir diese Aufnahmen einer anderen Anglaise mit Falzkegel und schreibt mir dazu: “Die Calligraphiques Noires gab es in 14, 20 und 28 Punkt (Groß- und Kleinbild).”
Auch bei dieser Schrift rasten die Lettern ein und benötigen an ihren Enden eigene Schlußstücke.
Thomas Gravemaker: “Die Schriftgießerei France Fonderie Typographiques in Limoges hat die Schrift gegossen, ich habe sie, wie Sie sehen können, bei Haas in Paris gekauft, damals in der Rue Elzévir.”
(Kommentare zu Rautendelein und Calligraphiques Noires bitte im Rautendelein-Beitrag)
— Martin Z. Schröder
Rautendelein · 12. Februar 2010
Diese Schreibschrift heißt Rautendelein und wurde zuletzt von der Schriftgießerei Typoart gegossen. Irgendwann hat man damit aufgehört, und dann gab es in der DDR keine Anglaise (Englische Schreibschrift) mehr. Ich weiß leider nichts weiteres über diese Vorgänge und wäre dankbar, wenn mir dieses Wissen zuteil würde, vielleicht kann ein Leser die Schatten über der Vergangenheit der Rautendelein aufhellen?
Mein Bestand dieser Schrift ist winzig. Ich habe sie neulich wieder mal eingesetzt, weil das ß in der Excelsior (der Anglaise der Bauerschen Schriftgießerei) eine weniger leicht lesbare Form hat, welche für eine Visitenkarte im Bleisatz meiner Kundin nicht angenehm war. Das nebenstehende Bild zeigt die Excelsior mit deren scharfem s.
Diese Bleischrift ist auch technisch außergewöhnlich gemacht. Im Bleisatz bilden Überhänge eine Gefahr. Sie können leicht abbrechen, zumal wenn der Schriftsetzer sich nicht die nötige Zeit für die empfindliche Schrift nimmt oder wenn sie unsachgemäß stark beansprucht wird.
Die Rautendelein ist auf einen Kegel im Grundriß eines Parallelogramms gegossen worden, einen sogenannten Falzkegel, um ihre Überhänge zu verringern. Damit die Lettern in einer Zeile bleiben, sind sie mit Nut und Feder versehen worden. Das Setzen ist etwas langwierig, weil die Letter nicht einfach mit dem Daumen der linken Hand an den vorhergehenden Buchstaben geschoben werden kann, sondern die rechte Hand jede Letter einrasten muß.
An beiden Enden jeder Zeile (Wortzwischenraum gibt es auch in der schrägen Form) wird ein Schlußstück gesetzt, weil die Kolumne ein geschlossenes Rechteck bilden muß. Auf dem Foto ist ein M der Excelsior zu sehen. Der starke Überhang ist gut zu erkennen. Wie schade, daß die Rautendelein nicht mehr zu bekommen ist.
— Martin Z. Schröder
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