Die Post ist da · 25. Oktober 2012
Steht man mit einem kalligrafischen Könner wie Frank Ortmann in näherer Korrespondenz, erlebt man bei der Post nicht selten Momente der Glückseligkeit. Ein Kuvert, das gewissermaßen atmet. Was atmet es denn? Es atmet Genuß in der Könnerschaft, Geschmack, ein tiefes Gefühl für Vollkommenheit.
Die Details in der Vergrößerung.
Die Spitzfeder des Schreibers, die Ahle des Setzers und der Degen des Schweizerdegens (Setzer und Drucker in Personalunion) vereinen sich im Kampf für das gute Schriftbild.
— Martin Z. Schröder
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Herzkarte & Herzkuvert · 6. August 2012
Es ist einige Monate her, als ich meinen Kollegen Frank Ortmann, ein den Lesern dieses Mediums durch seine Arbeiten bereits bestens bekannter Grafikdesigner und Kalligraf, darum bat, mir ein Herz zu für die zahlreichen Hochzeitseinladungen und Heiratsanzeigen und Danksagungen zur Hochzeit zu zeichnen, die ich zu drucken habe und für die mich die in Schriftsätzen lieferbaren Symbole nie recht befriedigten. Man muß dem Künstler Zeit lassen, damit die Eingebung ihn im rechten Moment erwischt, und ich hatte enormes Glück.
Herr Ortmann lieferte mir gleich zwei Zeichnungen, die mich auf Anhieb überzeugten, ja begeisterten, so daß ich sie ohne weitere Druckproben gleich in Messing gravieren ließ.
Und solche Druckstöcke geben Ansichten, die mir immer wieder das Herz, also mein eigenes, wärmen.
Die Karte auf dem ersten Bild ist nur 140 mm lang und nur 90 mm hoch, das Herz ist also ein kleines. Wie ein großer Marienkäfer auf der Fingerspitze.
Frank Ortmann hat gleich zwei Herzen geliefert, eines umgearbeitet in eine negative Form. Wie schön ist ihm die Auflösung der Asymmetrie in die Fläche gelungen! Und erinnert mit den kunstvoll filigran verzweigten Schwüngen an die Herkunft des Symbols aus dem Feigen- und Efeu-Blatt.
Hier sind sie in Vergrößerungen zu sehen.
Die Herzkarten habe ich mit einer goldbraunen Farbe gedruckt, auch um die Karte nicht ausschließlich für eine Art von Liebeserklärungen zu verwenden. Diese Karte kann man auch den Eltern oder dem Busenfreunde übersenden, sie kann von Damen wie von Herren verwendet werden. Ich biete die Karte mit Kuvert im Online-Shop der Werkstatt feil.
Derweil gehen die Arbeiten am vierten Buch der Reihe mit Büchern von Max Goldt voran. Deutlich mehr als die Hälfte des Inhaltes ist fertig, ich bin sehr zuversichtlich, daß unser Werk im November lieferbar sein wird.
Ich kann nicht alle Arbeitsschritte zeigen. Wenn das Buch fertig ist, schreibe ich wieder eine Zusammenfassung über die Typografie der einzelnen Texte. Hier und heute nur der Bildhinweis, daß die Kisten sich füllen.
— Martin Z. Schröder
Manufakturen auf der Messe »Bread & Butter« in Berlin · 13. Januar 2012
Auf der Messe Bread & Butter Berlin wird sich die kleine Druckerey mit einer kleinen Handpresse zeigen. Wir sind fünf Handwerker und Manufakturen und stellen aus in der Halle »L.O.C.K. Manufactory, Made in Germany«: Schuh-Bertl aus München, Merz b. Schwanen aus Berlin, J.R. Ledermanufaktur aus Berlin, Edsor Kronen, auch aus Berlin, und die Berliner Druckerey. Dazu der Händler Uwe van Afferden aus Düsseldorf.
Die Messe beginnt am Mittwoch, dem 18. Januar, um 10 Uhr und endet am Freitagabend. Wir produzieren auf der Messe Visitenkarten und bieten einen Teil der Artikel aus der Produktion an, nicht ganz so viel wie im Online-Shop.
Freilich ist furchtbar viel vorzubereiten, zuletzt war ich vor über zehn Jahren mit einem Stand auf einer Messe und erstelle seit ein paar Tagen Listen. Es wäre zu blöd, wenn einem das entscheidende Werkzeug fehlt.
Die heute gezeigten Fotos sind von einer Karte, diese hat Frank Ortmann in Windeseile entworfen und mit der Spitzfeder den Schriftzug gezeichnet, sie wurde heute erst gedruckt.
Auf der Messe selbst werden wir aber zu zweit den Bleisatz zeigen. Zwei Setzkästen kommen mit und eine kleine Abziehpresse.
Was der Buchdruck mit einer Modemesse zu tun hat? Das kann ich Ihnen vielleicht nach der Messe sagen, jetzt weiß ich es auch noch nicht. Mir gefällt die Idee der Zusammenführung von Handwerken in einem Raum im Flughafen Tempelhof auf dieser riesigen Messe für Alltagskleidung.
Ich gebe dem Zufall eine Chance, das Auftragsbuch zu überfüllen — das ist der Zweck von Handelsmessen.
— Martin Z. Schröder
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Anwalt der Handschrift · 27. Mai 2011
Im Frühjahr stellte der im Druckerey-Blog schon oft mit schönen Arbeiten erwähnte Designer und Kalligraf Frank Ortmann seinen Rundbrief-Empfängern eine neue Arbeit vor, nämlich “eine das Spektrum der feinen Schreibschriften bereichernde sowie hiesig gänzlich unverbrauchte Variation der Englischen Schreibschrift, im Amerikanischen als (Advanced) Engraver’s Script bekannt, charakterisiert durch erstaunlich stark kontrastierte Schwellzüge und außergewöhnliche Versalformen”, nachdem er sie so gründlich einstudiert hatte, daß er sie nun seinen Kunden anbieten kann.
Kunden von Herrn Ortmann kommen gelegentlich in den Genuß von echter Post (Snail-Mail), beispielsweise wenn Vorlagen, Originalproben und Papiermuster versandt werden. Hurra, ein Brief aus dem 19. Jahrhundert! ruft der Empfänger aus. Für so einen Brief kramt man den vergoldeten Erb-Brieföffner aus dem Erbgerümpel, denn diese Briefhülle zu zerfetzen, kommt für keinen Kulturmenschen in Frage. “Das ist doch aber nicht handgeschrieben!” hört man Besucher sagen, wenn man solche Post dekorativ auf dem Tische herumliegen läßt. “Schauen’s amol genau hin!” erwidert man gelassen. Die Besucher tun’s — und die Erkenntnis verschlägt ihnen die Sprache. Wenn man bei Frank Ortmann etwas in Auftrag gibt, wird man nicht nur mit solcherlei Arbeit beliefert, sondern auch noch mit so großer Freundlichkeit und prompt bedient, daß man ihm immerzu Päckchen mit Geschenken schicken möchte und einem die Rechnung am Ende zu gering vorkommt.
Der Kunde eines solchen Kalligrafen ist eher eine Art Mandant: Herr Ortmann übernimmt Fälle und vertritt Interessen. Ex manu datum – man gibt den Fall (diesenfalls die Feder) aus der Hand, und der Kalligraf führt den Auftrag auf eine Weise aus, daß der Mandant sie nur bewundern, nicht aber beurteilen kann, weil ihm das Fachwissen über Schnörkel und Schlingen fehlt.
Wie schreibt man aber einem solchen Anwalt der Schrift? Meine Handschrift ist an sich eine recht manierliche. Ich bemühe mich um Lesbarkeit, ich male mal einen kleinen Schwung hier und da an einen Buchstaben, ich schreibe Mediävalziffern — aber damit kann man gegen die Briefe von Ortmann nicht anstinken. Also ziehe ich mir die groben Handschuhe an und zeige, was eine Druckerkralle krakeln kann.
Hatte ich die neue Website von Frank Ortmann schon erwähnt? Das möchte ich hiermit nachgeholt haben.
— Martin Z. Schröder
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Um etwas einzulegen · 1. März 2010
Ein Gutschein ist so ein angenehmes Geschenk: Gutscheine für Konzerte, den Kinobesuch, ein Reisegutschein. Man möchte also einen Gutschein verschenken, aber so ein getippter Zettel aus dem Computer sieht kaum festlich aus. Ein bißchen Drumrum wäre nett. Wie stünde es mit einer Klappkarte wie dieser? Mein Kollege, der Kalligraf Frank Ortmann, hat mir den Wunsch erfüllt und das Wort Gutschein mit der Spitzfeder geschrieben.
Vom originalen Federzug wurde eine Magnesium-Ätzung reproduziert, wie man sie im Buchdruck auch für Bildmaterial verwendet.
Mit einem kühlen, also etwas bläulichen Rot habe ich das Motiv auf einen hellgrauen Feinkarton (glatt, 250g/m²) gedruckt.
Vor der Reproduktion wurden diesmal die Unebenheiten der Schriftzüge, wie sie in Handarbeit entstehen, nicht in Bezierkurven übertragen und geglättet, wie man es für Satzschriften gewöhnlich macht oder auch für Monogramme und Initale aus englischer Schreibschrift. In der Vergrößerung sind die natürlichen Linien der handgeschriebenen Anglaise gut zu erkennen.
Die Klappkarte wird mit einem passenden hellgrauen Kuvert mit Seidenfutter geliefert.
Preise und Lieferung: Direkt im Online-Shop der Druckerey: LetterpressBerlin
— Martin Z. Schröder
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Zugestecktes · 17. März 2009
Wenn man einen Kalligrafen kennt, der immerzu üben muß wie ein Virtuose, dann kommt man mitunter in den Genuß, außerordentlich hübsche Dinge zugesteckt zu bekommen.
Geschrieben ist das mit der Spitzfeder. Einige Arbeiten von Frank Ortmann sind auch in unserem Schaufenster unter Kalligraphie zu sehen. Wer eine Festtafel mit schönen Tischkarten verzieren und seine Gäste entzücken möchte, dem sei unsere Offerte ans Herz gelegt.
— Martin Z. Schröder