Karte zum Jahreswechsel von 2008 zu 2009 (vergriffen) · 6. Oktober 2008
Die Karte zum Jahreswechsel ist fertig, alle fünf Farben sind gedruckt. Vier davon, nämlich ein leicht rötliches Blau, ein Purpurrot, Gold und auf der Rückseite das Impressum in dunkelbraun, sind nur sichtbar, denn unter das Gold der Sternchen wurde mit gelber Farbe vorgedruckt, damit die Metallpigmente der Goldbronze nicht ins Papier einziehen sondern ein bißchen glänzen. Gedruckt wurde auf eine Klappkarte aus Echt Bütten mit vierseitigem echten Büttenrand und in der Mitte einer Verdünnung im Papier, damit man die Karte klappen kann, ohne das Papier zu brechen. Papiergewicht: 225g/m², Papierfarbe: gebrochenes Weiß. Damenformat: geschlossene Karte: 90 × 175 mm; Kuvert 97 × 182 mm. Die Auflage dieser Neujahrskarte beträgt 500 Exemplare, sie wurden auf der Handpresse gedruckt.
Eine Karte kostet 2,60 Euro inklusive gefüttertes Kuvert aus Echt Bütten und inklusive Mehrwertsteuer, nur das Porto käme hinzu, wenn Sie unsere Werkstatt nicht selbst aufsuchen können. Wir liefern, solange der Vorrat reicht. Ein Nachdruck ist nicht vorgesehen, die Auflage ist also limitiert. Unter Kontakt (Leiste auf der linken Seite des Fensters, letzter Knopf) finden Sie die Adresse des Hauses.
Dieser Preis gilt auch für Wiederverkäufer. In meiner Werkstatt werden alle Produkte zum Herstellungspreis ohne Einzelhandelsspanne angeboten. Eine solche Karte findet für 5 bis 7 Euro in der feinen Papeterie ihre Käufer.
Die Karte ist 10 Cent billiger als jene im vergangenen Jahr, weil heuer die Auflage höher ist, was schwerer ins Gewicht fällt als die Anhebung der Großhandelspreise für Papier und der höhere Aufwand im Druck. So eine Karte zu fotografieren, ist nicht einfach. An den ähnlichen Bildern sieht man, wie der Lichteinfall die Oberfläche mal glättet, mal uneben wirken läßt.
Zu den Farben habe ich im Blog bereits etwas gesagt. Bildhafte Ideen in typografische Entwürfe umzusetzen, ist immer ein wenig heikel. Aber wer auf der Karte eine verzierte Brunnenschale entdeckt, der eine sich teilende Fontäne entspringt, hat eine mögliche Idee aufgegriffen. Ursprünglich wollte ich nur einen hübschen auf die Mitte gestellten Satz mit einem angenehm zu lesenden Zeilenfall haben. Der Rest ergab sich.
Ganz schwer zu fotografieren ist gedrucktes Gold. Damit keine falschen Erwartungen entstehen: der goldene Druck glänzt leicht golden, aber nicht wie Goldfolie, Hand-Bronzierung oder gar Blattgold. Wenn das Licht ideal fällt und man sich so einen Stern in der Vergrößerung anschaut, dann erkennt man deutlich den Farbauftrag und den Glanz der Metallpigmente.
In einem Teil der Auflage wurden vier Sterne der rechten Fontäne durch die Zahl 2009 ersetzt. Als Datum für eine nächste Zukunft, von der im Text die Rede ist. Diese Karten sind zwar vorderhand für den bevorstehenden Jahreswechsel gedacht, können aber auch zu Gratulationen für im Jahre 2009 statthabende Geburtstage verwendet werden. Bitte geben Sie bei einer Bestellung an, welche Variante in welcher Stückzahl geliefert werden soll.
Auf der Rückseite steht ein Impressum, gesetzt aus der 6p Walbaum gerade und kursiv. In der etwa dreifachen Vergrößerung des Fotos sieht der Satz viel unregelmäßiger aus als mit bloßem Auge am Original erkennbar.
— Martin Z. Schröder
Melancholie / Majestät (Karte zum Jahreswechsel) · 2. Oktober 2008
Hier ist nun schon der ganze Text zu lesen, und er stammt aus dem Hyperion von Hölderlin. Aus der schönen Reprint-Ausgabe der Erstausgabe von 1797 (erster Band) und 1799 (zweiter Band) des Stroemfeld-Verlages von 1992. Deshalb das h in übermüthig. Der Text schließt an die Jahreswechselkarte mit dem Goethe an, die ich letztes Jahr druckte und die vorläufig noch hier zu sehen ist.
Ich wollte dieses Jahr eine gewisse Farbenpracht auf der Karte haben, zumal der Text sehr munter klingt. So griff ich also zu einem leicht warmen Blau für die kursive Walbaum und fügte die mittlere Zeile ein in halbfetten Walbaum-Versalien eines kleineren Schriftgrades in Purpurrot. Die hellere Farbe braucht etwas mehr Fläche, damit sie gegen das Blau bestehen kann. Jede Farbe hat eine bestimmte Helligkeit, in der sie ihre stärkste Sättigung erreicht. Gelb ist immer heller als Blau; Rot und Grün sind bei höchster Sättigung ähnlich hell. Wenn man eine satte Farbe dunkler oder heller macht, verliert sie nicht an Reinheit, sondern an Farbigkeit bis zum Schwarz oder Weiß. Man kann das auf Farbfächern sehen.
Blau und rot sind das Farbenpaar, das die stärkste Spannung unter allen Farben aufbaut. Hier das melancholische Blau, das man oft in mittelalterlichen Gebetsbüchern sehen kann im Kleid der Jungfrau Maria und natürlich auch auf Gemälden — die Madonnen von Raffael tragen oft blaue Umhänge. Purpurrot ist die Farbe der Königsmäntel.
Beide Farben auf der Karte sind einander angenähert, um eine Harmonie zu erzeugen. Das Blau wurde also erwärmt und hat einen Stich ins Rote, das Purpur ist ein kühles, also in Richtung Blau getöntes Rot. Man muß das so machen, um die Farben nicht auseinanderdriften zu lassen. Denn wenn wir zwei Farben zu gleicher Zeit sehen, treiben sie sich gegenseitig in die Richtung ihrer jeweiligen Gegenfarbe, also ein reines Rot wirkt in einer gelben Umgebung bläulich und in einer bläulichen Umgebung gelblich. Ein reines Blau darf nicht gegen ein reines Rot gestellt werden, wenn es nicht schrill wirken soll.
Der Stern auf der Karte ist in gelb gedruckt, wird aber so nicht bleiben. Zu Blau und Rot paßt ein goldener Stern am besten, aber Goldfarbe auf Echt Bütten gedruckt zieht sehr schnell ins Papier ein. Deshalb druckt man mit einer anderen Farbe vor, um die Poren des Papiers zu schließen und die Metallpigmente auf der Oberfläche zu halten, damit sie glänzen können. Man kann mit dem Unterdruck das Gold ein wenig zu tönen versuchen. Mir war aber nicht daran gelegen, ich habe deshalb mit der Farbe gedruckt, die dem Gold am nächsten kommt, also mit einem mit Orange abgetönten leicht flammenden Gelb (das zu Ocker und Braun wird, wenn man es dunkler macht).
Die Kombination der Farben geht auf alten Gebrauch zurück, wie man an diesem Bild (aus einem mittelalterlichen handgeschriebenen und reich illuminierten, mit ganzseitigen Bildern versehenen Stundenbuch) sehen kann. Damals wurde natürlich mit Blattgold gearbeitet. Die Walbaum habe ich für die Karte als Schrift der Zeit des Textes eingesetzt. Das ist vielleicht etwas gewagt, ich bin mir nicht ganz sicher, ob eine klassizistische Schrift den farbigen Reichtum der Renaissance richtig tragen kann. Wenn die Karte fertig ist, wird es sich erweisen. Anfang der kommenden Woche werde ich sie zeigen können. Auf die Rückseite kommt auch noch ein Impressum (braun zu drucken), so daß die Karte mit Rot, Blau, Gelb, Gold, Braun fünf Druckgänge durchläuft. Kleinauflagen werden so recht teuer, aber ich drucke 500 Stück, und so wird die Sache trotz des höheren Aufwandes nicht teurer als die Karte im letzten Jahr, die mit “nur” vier Druckgängen auskam.
— Martin Z. Schröder
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