Darf man das von einer Giraffe verlangen? · 17. August 2011
Diese schwer gelangweilte Martin Schlosser aus Gerhard Henschels Romanreihe hat wenigstens Humor. Mir tut’s leid, daß Mathe herhalten muß, aber das liegt an den Mathelehrern unserer schlechten Schulen. Meine diversen Mathelehrerinnen und -lehrer waren auch komplette Versager, ich kann meinen Namensvetter in Henschels Roman darum gut verstehen. Diese Karte gibt es im Online-Shop der Druckerey neben anderen Henschel-Karten. Bleisatz aus Schreibmaschinenschrift, Druck rot und schwarz auf Feinkarton.
— Martin Z. Schröder
Liebesseufzer auf dem Kassettenrekorder · 15. August 2011
Aus dem schönen “Liebesroman” von Gerhard Henschel habe ich mit der freundlichen Erlaubnis des Autors dem Helden Martin Schlosser einen weiteren Satz aus dem Munde genommen und auf eigene Weise zu Papier gebracht.
Dabei wurde von fast allem gedruckt, was die Werkstatt für den Hochdruck bietet: Holzschrift und Holzschmuck, Magnesiumklischee, Bleisatz und Messinglinien.
Mit dem Heidelberger Tiegel wurden zwei der vier Farben ohne Farbkasten gedruckt, sondern ich habe die Farbe frisch ins Farbwerk gegeben, auslaufen lassen und aufgefrischt und so fort, so daß in der Auflage unterschiedlich kräftig gedruckte Karten stecken. Lesbar sind sie aber alle gut, der Text wurde gleichbleibend dunkelblau gedruckt.
Auf diesem Bild sind Holz-Ornament, Blei-Anschlußstücke und Messinglinien zu sehen.
Die Rückseite ist als herkömmliche Postkarte gesetzt. Bleischriften: dreiviertelfette Futura und Garamond.
Erwerben läßt sich diese nebst anderen Karten hier. Auch neben anderen Karten von Gerhard Henschel. Und eine weitere von ihm wird noch in dieser Woche dazukommen.
— Martin Z. Schröder
Zipperlein III · 26. Mai 2011
Zum Schluß nun also wurde Gold über Rot gedruckt und danach die Karte gerillt, um sie zur Klappkarte zu machen. Nun hat man nicht so oft, wie man vielleicht gern möchte, Gelegenheit, jemanden zu dessen fünfzigstem Geburtstag an den leiblichen Verfall und das Elend der nächsten Generation zu erinnern. Ich werde die Karte auch zu anderen Geburtstagen verwenden. Auch wenn ich die erste Zeile, bestehend aus “Fuff-” sehr schätze, so halte ich es für richtig, gegebenenfalls kühn einen Strich über den Anfang zu setzen und grob “Zum achtunddreißigsten” oder “Zum einundsechzigsten” Geburtstag daneben zu schreiben.
Die Karte ist im Internet-Shop der Druckerey erhältlich.
— Martin Z. Schröder
Zipperlein II · 24. Mai 2011
Das F der Zentenar-Fraktur hat eine so weite Unterlänge, daß diese auch in geringeren Größen ein Loch reißt, das Gewicht der Type liegt oberhalb der Unterlänge und stünde deshalb oberhalb des Kreises. Deshalb erschien mir die Schrift ungeeignet.
Das F aus der namenlosen Gotischen ist zu schwach gegen den Kreissatz. Das F der Titanic ist zu schwer, zu fett, zu gewaltig. Das F der Schneekönigin ist zu plump, und das F der Saphir zu harmonisch.
Die F der Legende und der Groben Gotisch standen zur Wahl.
Ich habe mich für die Grobe Gotisch entschieden, weil dieser Buchstabe sich in den Kreissatz so geschmeidig einfügt. Er erscheint mir aber auch besonders. Schneidler hat in mehreren Schriften ein Wunder zustande gebracht, er hat eine unkoventionelle Form in einer konventionellen versteckt. Texte in diesen Schriften sind gut lesbar, aber schaut man sich die Buchstaben einzeln genauer an, findet man neue Formen.
Dieses F der Groben Gotisch sieht aus wie ein Riesenfisch, der sich im Wasser aufstellt. Oder wie ein Fliegender Teppich. Heute wird über das rote F noch goldene Farbe gedruckt, freilich zeige ich demnächst auch davon ein Bild. Mit roter Farbe wäre das Initial viel zu schwer für das helle Blau der Schrift.
— Martin Z. Schröder
Zipperlein I · 23. Mai 2011
Von Gerhard Henschel ist im vergangenen Herbst der dritte Roman einer Serie erschienen. Nach “Kindheitsroman” und “Jugendroman” ist der dritte nun der “Liebesroman”. Der Held des Werkes, der die Bezeichnung Held verdient, weil er sich so tapfer durch die Langeweile seiner Jugend kämpft, heißt Martin Schlosser und denkt mit so viel Humor, daß es mich beim Lesen glücklich macht. Der Schriftsteller hat mir erlaubt, einige Stellen zu verwenden. Möglicherweise machen wir eines Tages auch ein Buch daraus. Zur typografischen Einfühlung in die Texte fange ich mit einigen Karten an.
Die erste ist eine Gratulation zum fünfzigsten Geburtstag.
Als solche ist der Text im Buch freilich nicht gedacht. Hier sind es Bedenken von Martin Schlosser anläßlich einer Geburtstagsfeier in der Familie. Ich überlegte mir, woran Martin Schlosser Freude hätte und wie ich seinem Humor eine weitere Deutung verleihen kann. Ein Jugendlicher denkt an fünfzig Lebensjahre — und er spürt mit Grausen den Sand in den Taschen des letzten Schlafanzuges. Noch kein Gedanke daran, etwa auf fünfzig Jahre zurückzublicken. Er steht zu weit davor, um in die entgegengesetzte Richtung denken zu können.
Also eine festliche Geburtstagskarte soll es sein, denn der erste Eindruck soll täuschen. So wie sich auch der Jugendliche über die 50 täuscht. Ich habe mich für einen Kreissatz mit einem farbigen Initial entschieden. Wenn man Text und Initial so deutlich voneinander absetzt, ist theoretisch jede Schriftmischung möglich. Man kann den Duktus der Schrift übergehen und allein die Wirkung in den Blick nehmen: Wie schwer wirkt der große Buchstabe. Soll er aus dem Kreissatz herausragen oder sich einfügen. Soll er durch die Farbe hervorstechen oder sich anpassen.
Ich habe zuerst die sieben Lettern, die mir in Frage zu kommen schienen, herausgesucht. Dann habe ich sie auf Papier abgezogen, einzeln ausgeschnitten und auf einen Abzug des Kreissatzes gelegt.
Zuerst die Zentenar-Fraktur von Schneidler.
Dann eine, von der ich nur ein namensloses Alphabet besitze.
Drittens die Titanic, Erstguß 1920 von Ludwig Wagner in Leipzig.
Viertens die Schneekönigin aus dem Jahre 1909.
Sechstens die Legende von Schneidler.
Schließlich die Grobe Gotisch, auch von Ernst Schneidler entworfen.
In meiner Auswahl blieben binnen Kürze nur zwei Typen übrig. Warum ich mich für welche entschieden habe, berichte ich demnächst.
— Martin Z. Schröder
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15 Jahre alte Kunstpostkarten · 5. Februar 2011
So ein Umzug fördert manches zu Tage. Nun ist auch noch ein ganzer Stoß eines Werkes aufgetaucht, das ich 1996 druckte: ein Dutzend kurzer Texte des Autors Gerhard Henschel in Blei gesetzt und auf dem Handtiegel gedruckt.
Derzeit lese ich Henschels dritten Roman in seiner Serie um die Familie Schlosser, den “Liebesroman”, großartiger Nachfolger der wundervollen Bücher “Kindheitsroman” und “Jugendroman”.
Hier eine Karte aus der Sammlung.
Das steht auf der Rückseite der Karten.
Und hier ist noch eine Karte aus dem Set zu sehen.
Die auf 333 Exemplare limitierte und numerierte Edition “Frau in Zink” von Gerhard Henschel ist im Online-Shop der Druckerey erhältlich.
Am Freitag war ich mit der Künstlerin Barbara Wrede zur Kunstschau unterwegs und wurde als Illustrationsobjekt ihres Blogeintrages gebraucht. Am besten auf dem Rundgang gefielen mir die Werke von Wynolt Visser in der MK-Galerie der Niederländer Emmo Grofsmid & Karmin Kartowikromo .
— Martin Z. Schröder