Eine feine und eine schlagkräftige Entschuldigung · 28. November 2010
Gelegentlich geht es zwischen Menschen so verfahren zu, daß einer schriftlich um Verzeihung bitten möchte. Ich schlage eine halbwegs feine englische Art vor mit einem Kärtchen in einem schmalen Format, das man einst Damenformat nannte. Die Maße: 175 mal 90 Millimeter. Der gedruckte Text ist aus der 1910 in der Schriftgießerei Hermann Berthold AG in Berlin erstmal gegossenen Schrift Kavalier von Hermann Zehnpfundt gesetzt. Dazu gibt es ein passendes Kuvert mit grauem Seidenfutter. Erwerben läßt sich das Kärtchen hier.
Die gedruckte Schrift ist aus dem Schriftgrad Petit (8 Punkt) gesetzt, deshalb hier eine Vergrößerung. Eine digitale Variante dieser Versalschrift sah ich bislang nicht, es handelt sich wohl um eine kleine Rarität. Schon im Bleisatz ist sie mir selten untergekommen, durch einen glücklichen Zufall habe ich vor ein paar Jahren mehrere Grade dieser Type erwerben können.
Ganz anders die deutsche Variante. Eines Tages drucke ich vielleicht noch eine feine deutsche Karte mit Verzeihungsersuchen, aber mir war nach gröberer Gangart. Mit dieser Karte bringt man sein Opfer zum Schweigen, sie entspricht der zeitgemäßen Art: Einer sagt was öffentlich, ein anderer nennt es eine ungeheuerliche Entgleisung und fordert Entschuldigung und Rücktritt. Ich habe es nicht fertiggebracht, die Selbstentschuldigung zu setzen, weil sie keinen Sinn ergibt. Man kann sich nicht selbst entschuldigen, man kann nur darum bitten, daß andere einem verzeihen. Und verzeihen kann man, ohne darum gebeten zu werden.
Die Karte wurde erst mit einem Bordeauxrot gedruckt, danach unter Auslassung eines Wortes von derselben Druckform in Schwarz.
Wenn man im zweiten Druckgang die Druckform minimal verschiebt, ergibt sich diese in der Vergrößerung deutlich sichtbare Wirkung. Auch diese Karte ist im Online-Shop der Druckerey zu finden, der direkte Weg führt hier entlang.
Für Besitzer eines Televisors ein Tip: Heute in der ARD, oder heißt es »im Ersten«?, in der Sendung »Druckfrisch« um 23.35 geht es (am Ende der Sendung) um ein den Lesern dieses Blogs vertrautes Büchlein.
— Martin Z. Schröder
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