Ein wirklich stattlicher Mann gibt ein Preisrätsel auf · 4. November 2009
Soeben bei SuKuLTuR erschienen ist dieses Heftchen namens “Wenn ein wirklich stattlicher Mann Studenten unterrichtet” mit einer den regelmäßigen Blog-Lesern bereits bekannten, nun kräftig überarbeiteten Geschichte, das (also das Heftchen, welches) eine eigene Geschichte hat, welche (also wiederum diejenige, welche eben) der (jener) Heftchen-Verleger Marc Degens aufschrieb. So wirr ist das Heftchen nicht geschrieben! Viel besser ist es, natürlich.
Die Titel-Grafik ist vollständig im Bleisatz entstanden. Das Zierstück, auf das die erhobene Hand weist, entstammt dem Material der Eremiten-Presse, dessen Übernahme ich schon mehrfach erwähnte. Der Kopf des Mannes ist eine gedrehte Letter, ein Ö. Und die Zuhörer dieses Lehrers, die ihn da von unten anglotzen, sind Ä, Ö und Ü aus verschiedenen Schriften. Es sind sieben Lettern aus sechs Schriften.
Hier der fotografische Beweis. Wobei “Bleisatz” die Verwendung von Messinglinien in Armen und Beinen nicht ausschließt.
Ü, Ö, Ä, Ö. Vier verschiedene Schriften auf diesem Foto.
Neben dem Reproabzug für die Titel-Illustration sind auch zehn Abzüge auf Echt Bütten (Rundsieb-Bütten von Zerkall mit vierseitigem Büttenrand) im Format 113 × 175 mm entstanden. Von diesen Abzügen sind fünf für den Verkauf vorgesehen, einer kostet 20,00 Euro. Signiert und numeriert.
Zwei Abzüge aber bilden zwei Preise des Preisrätsels, nämlich für die Absender der ersten beiden richtigen Antworten auf die Preisfrage: Wie heißen die sechs verschiedenen Schriften? Oder ist die Frage abstrus schwer? Nur was für Experten? Ja. Ist doch auch mal schön, eine Preisfrage nur für Experten. (Lösung am Ende des Eintrages, ganz unten.)
Das Heftchen ist in der Druckerey zu bekommen.
Auch das nebenstehend abgebildete mit dem Titel “Rausrieselnde Holzwolle”, das 2005 erschien, ein paar Text-Miniaturen von mir enthält und das Barbara Wrede illustriert hat. (Barbara Wrede stellt zur Zeit in Ingolstadt aus, der Kulturkanal sprach mit der Künstlerin, und direkt zum MP3 der Sendung geht es hier.)
Verkaufspreis je Heft: 1 Euro. Versand: 1 Euro für ein Heft, 1,55 für zwei. Vorkasse. Diese Kleinigkeiten sind wohl am besten zu ordern als Beilage zu einer anderen Bestellung. Man kann die Heftchen aber auch am Automaten ziehen.
Nachtrag Das Rätsel ist gelöst und der Preis geht an PB in S. und FH in B. — Wie heißt es auf einer Postkarte, die ich einst mit Texten von Max Goldt bedruckte, welcher neue Sprüche für Poststempel vorschlug: “Schließe deine Wissenslücken an der Uni von Saarbrücken!”
— Martin Z. Schröder
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Spielen · 12. Mai 2009
Kürzlich hatte ich Hochzeitseinladungen und eine dazu passende Danksagung zu drucken. Die Einladungen wurden aus einer Schreibschrift der 30er Jahre gesetzt und mit einer roten Holzletter als Initial geschmückt. Und die Danksagung sollte diese Letter aufnehmen. Wunsch meiner Kunden war, die Holzlettern in der Druckmaschine nicht für den guten Druck zuzurichten, wie wir Drucker es nennen, wenn wir die Unregelmäßigkeiten einer Druckform im Druckbild ausgleichen. Dazu werden auf dem Aufzug, auf dem das Papier für den Druck liegt, und unter dem Lettern oder unter Bildmaterial feine Reliefs geschaffen aus Seidenpapier, die das Druckbild perfektionieren. Hier war dagegen gewünscht worden, die Natur der Holzlettern zu belassen, die Spuren der Zeit an ihnen, die Abnutzungserscheinungen, Kratzer und dergleichen im Druck abzubilden.
Als ich mit der Auflage fertig war, kam mir der Gedanke: Was passiert, wenn ich auf diese Kerbe in der Letter A was draufklebe?
Ich hätte es mir denken können, aber ich war doch erst etwas enttäuscht. Aber eben, weil ich vorher einer Täuschung aufgesessen war. Man kann solche Buchstaben kitten, aber nicht mit dem Aufbringen einer Art Pflaster.
Die Bilder zeigen die Folge von: Was passiert eigentlich, wenn …
Und das hat mich belustigt und in seiner Wirkung doch ziemlich entzückt. Ich habe immerzu etwas geändert an der Druckform, und es ist eine Art Druckgrafik entstanden, die Kunstgattung nennt man Montage- oder Materialdruck.
Da der Kunstbegriff schwer zu definieren ist, die Absicht ebenso sehr dazu gehört wie die Intuition, kann ich die Frage nicht beanworten, ob es Kunst ist. Druckgrafik ist es sicherlich, aber ich halte es nicht für ein Kunstwerk oder nur für ein ganz winziges. Das Schöne an dieser Art von Druckgrafik ist die Überraschung. Anders als beim digitalen Arbeiten weiß man nicht, wie nach der Manipulation der Druckform das Druckbild sein wird. Als Lehrlinge haben wir gerne mit dem Farbstein gespielt. Wenn man auf die ausgewalzte Farbe Waschbenzin spritzt und dann rasch einen Bogen Papier drauflegt, ergeben sich hübsche Muster darauf.
Nach dem Drucken muß die fette Farbe trocknen, meistens zwei Tage, das hängt von der eingesetzten Farbe, dem Papier und der Luft ab. In der letzten Werkstatt-Ecke lege ich die Karten nebeneinander auf Pappen aus.
Preise: 1 Karte mit unbedrucktem Kuvert kostet 3,00 Euro inkl. 19% MWSt. zuzüglich Versand (4 Euro). Wir liefern gegen Vorausrechnung und Vorkasse, solange der Vorrat reicht. Eine Nachauflage ist einstweilen nicht vorgesehen. Und jede Karte sieht ein bißchen (oder mehr) anders aus als die andern!
Freilich sind die Karten auch direkt in der Druckerey erhältlich: mittwochs von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
— Martin Z. Schröder
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