Der Drucker im Film · 22. August 2017


Working progress 1st Episode from Plastico on Vimeo.

— Martin Z. Schröder

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Workshop Bleisatz und Buchdruck, auch Letterpress genannt · 2. Oktober 2014

Gelegentlich werde ich gefragt, manchmal bekomme ich Briefe: »Wann bieten Sie mal wieder einen Workshop an? Setzen Sie mich doch bitte auf Ihre Warteliste, vielleicht finden sich noch 3 Leute, das könnten Sie ja mal auf Facebook posten. Bitte denken Sie unbedingt an mich, wenn sich die Gelegenheit bieten sollte. Ich möchte unbedingt einen Kurs mitmachen.«

So poste ich also nun hier und (automatisch) auch dort. Der Workshop wird im Online-Shop für vier Personen und vier Stunden mit 300 Euro brutto inkl. MWSt. angeboten. Ich habe auch schon Workshops für sechs Personen gegeben, die über sechs Stunden gingen. Für sechs Stunden und sechs Personen läge der Preis bei 460 Euro brutto. Das ist pro Nase etwas billiger.

Was findet da überhaupt statt? Jeder bekommt einen Winkelhaken in die Hand und stellt sich damit an den Setzkasten. Der Schriftsetzer zeigt, wie es geht, und dann kann man ein Gedicht oder eine Visitenkarte oder eine Briefkarte setzen. In den sechs Stunden sind ein bis zwei kleine Drucksachen in kleinen Auflagen zu machen. Nach dem Setzen richte ich die Druckform ein und den Boston-Tiegel, und dann drucken die Teilnehmer ihre Akzidenzen selbst auf dem etwa hundert Jahre alten kleinen Handtiegel.

Nach Absprache kann man auch andere Dinge tun, Holzbuchstaben drucken, eigene Linolschnitte mitbringen zum Drucken oder auf dem Trödelmarkt erworbene Klischees. Das kann aber einen eigenen Aufwand erfordern, es wäre zu besprechen.

Wer sich dafür interessiert, daß ich ihn mit anderen Interessenten zusammenbringe für einen solchen Workshop, möge mir bitte eine Nachricht per E-Mail senden.

— Martin Z. Schröder

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Ermäßigt durch alle Lebenslagen · 2. August 2013

Nun ist der schöne Ermäßigungsausweis fertig. Für das Dienstsiegel habe ich in meinem Fundus diesen Stempel aus Bleisatz und Messingkreisen gefunden. Ich habe ihn schon so lange, daß ich mich seiner Herkunft nicht entsinnen kann. Nur, daß er aus einem Berliner Betrieb kommt, weiß ich noch. Mit einer ganzen Sammlung solcher Sätze, deutsch und russisch.

Gereinigt sieht er so aus.

Und hier ein Abdruck in ganzer Schönheit, denn auf dem Ausweis ist nur ein Ausschnitt sichtbar. Von einer des Russischen Kundigen erfuhr ich die Übersetzung: Veterinarnii Braz heißt Veterinärarzt. (Korrektur nach Kommentar: Weterinarnij Wratsch) Es ist der Stempel eines Tierarztes namens Nikolai Jakowlewitsch Melnik.

Und dies ist nun das gute Stück. Handgesetzt, dreifarbig gedruckt auf dem Heidelberger Tiegel, zugeschnitten und geöst. Die Ausweise sind numeriert. Eine genaue Beschreibung dieses begehrenswerten Dokumentes habe ich im Online-Shop notiert, wo man den Ermäßigungsausweis kaufen kann.

— Martin Z. Schröder

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Eine Ermäßigungserschleichungsdrucksache · 31. Juli 2013

Auf Wunsch des Zeichners und Comicduomitglieds Elias Hauck von Hauck & Bauer fabriziere ich dieser Tage einen Ausweis, der überall eingesetzt werden kann, wo es etwas zu erschleichen gibt. Das Dokument von der Deutschen Ermäßigungsanstalt wird im Handsatz hergestellt, die vielsprachige Kurzübersetzung links unten ist gesetzt aus schmalmagerer Futura in Nonpareille (6 Punkt), das Dienstsiegelfeld aus magerer Futura in Nonpareille, der Haupttext aus Schreibmaschinenschrift in Petit (8p) und die Überschrift aus dreiviertelfetter Futura in Korpus (10p), die dem Desktop-Schriftsetzer übrigens immer noch nicht zur Verfügung steht.

Ein kleines Zählwerk aus serifenloser breiter Schrift, damit jeder Ausweis ein Unikat ist.

Mit roter Farbe wurden beide Druckformen eingerichtet.

Dann wurde zuerst der rote Querstrich gedruckt.

Und darüber in schwarz der Textsatz. Nun folgt noch der Eindruck des Dienstsiegels, denn die Ermäßigungsanstalt kann nicht jeden Ausweis von Hand stempeln, weil sie ihr Personal gegen Null ermäßigt hat. Danach wird der Ausweis zugeschnitten und bekommt dann noch eine Öse links oben. Einfach beim nächsten Kinobesuch ausprobieren. Demnächst im Shop zum mäßigen Preis zu haben. In meinem Unternehmen wird der Ermäßigungsausweis nur willkürlich anerkannt, also fast nie.

— Martin Z. Schröder

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Visitenkartenmuster · 9. Mai 2013

Die meisten davon gehören zur Mustermappe der Druckerey. Herzlichen Dank für den kleinen Filmausschnitt dem vielseitigen Robert Patz.

— Martin Z. Schröder

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Jetzt Cordbettwäsche kaufen! · 1. November 2012

Gestern kamen die ersten 500 Büchlein aus der Buchbinderei Lüderitz & Bauer. Ich war sehr nervös. Zwar war ich beim Heften auch mal beim Buchbinder zu Besuch, ich werde noch davon berichten. Aber da war es ja noch nicht beschnitten und noch nackt, ohne den blauen Umschlag. Als ich das erste Büchlein durchblätterte, hatte ich Herzklopfen. Aber die Kollegen haben fehlerfrei gearbeitet, alle Seiten sind, wo sie hingehören, und falsch abgeschnitten wurde auch nichts.

In den kommenden Tagen wird mit der Arbeit fortgefahren. Also Umschläge umlegen, verpacken und die Nummer auf das Packpapier schreiben. Ende kommender Woche kommen dann die restlichen 1650 Exemplare zu mir, und ich muß mir überlegen, wo ich 40 Kartons unterbringen soll.

Hier nun also die ersten Bilder von der fertigen Arbeit. Sechs Monate hat es gedauert. In meiner Werkstatt haben wir zu zweit gesetzt und gedruckt. In Hamburg haben Erich Hirsch und Helmut Bohlmann Monotype-Satz angefertigt. In Niederkassel am Rhein hat Thomas Kersting Linotype-Satz hergestellt. Aus Italien kam das Papier für die Umschläge von Fedrigoni, und das von Arjowiggins hergestellte Papier lieferte die in Hamburg ansässige Papier-Union. Herbert Wrede in Bremen half mir bei einer Havarie des Heidelberger Tiegels aus der Patsche. Der Kurier Wieland Gähde brachte mich mit den vielen Kisten und Paketen sicher zur Buchbinderei Penkwitz. In der Buchbinderei Penkwitz in Berlin-Kreuzberg wurde von zwei Buchbindern gefalzt und geschnitten. Bei Lüderitz & Bauer saß Herr Bruckmann an der Fadenknotenheftmaschine, und flinke Buchbinderinnenhände legten Umschläge um und schlugen die Büchlein in Packpapier ein. Ich sage allen Zuträgern Dank. Es war wunderbar. Ich bin froh, daß die Arbeit fertig ist.

Viel Zeit blieb mir nicht, die Anmerkungen zur Typografie zusammenzufassen. Aber es sind alle Schriften bezeichnet mit ihrer Herkunft. Nur für die Holzschriften fehlen mir die Daten. Ein PDF mit diesen Anmerkungen ist “hier”: Typo-Erklaerung_zur_Cordbettwaesche.pdf zu laden.

Möglicherweise ist das Download-Angebot im Online-Shop einfacher. Warum dort das PDF anders geladen werden kann, verstehe ich nicht, eine von beiden Möglichkeiten wird sicherlich bei jedem Interessenten funktionieren.

Im Online-Shop der Druckerey kann das Buch jetzt gekauft werden. Und zwar hier.

Der Shop wurde technisch aufgebrezelt. Ich danke Miren Merkelbach dafür, daß der Shop die Rechnungen nun ganz allein und ohne mein langsames Zutun alleine versendet und diese Rechnungen auch umstandslos via Paypal ausgeglichen werden können.

Und nun noch ein paar Bilder. Hier rechts die dreifarbig graue Buchseite mit dem Auto, das die Blumenrabette fährt, was war es doch für eine herrliche Fummelarbeit mit den Messinglinien!

Auf dieser Seite habe ich mit mehrfach in verschiedenen Farben übereinandergedruckten Linien einen Vorhang hergestellt.

Die Witwe Bolte aus Sinkwitz-Gotisch.

Und darunter Godzilla aus Ganz Grober Gotisch.

Die Block als ideale Schrift für Ödnis.

Und die schönen Farben der Fedrigoni-Kartone.

Das ist das aufgeschlagene Büchlein. Das vierte in der Reihe.

Und für Frühjahr plane ich die Edition des Schubers mit allen vier Büchern. Die Tetralogie mit Zugabe. Anfang des Jahres werde ich die Arbeit daran aufnehmen. Einstweilen ist nun dieses Buch frisch und kann hier gekauft werden. Ich würde mich freuen, wenn Sie es weitersagen!

— Martin Z. Schröder

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Erste Druckgänge für Cordbettwäsche · 22. Juni 2012

Heute kam die Umbruchkorrektur für das neue Buch von Max Goldt, das im September bei Rowohlt Berlin erscheinen wird und um dessen typografische Inneneinrichtung ich mich kümmere. Auf der Verlagsseite ist es noch nicht zu finden, aber eine Andeutung des überaus schönen Umschlages mit Pinselkalligrafie von Frank Ortmann kann man bei Amazon schon sehen.

Im September wird das bibliophile Büchlein noch nicht erhältlich sein, obwohl ich nun gestern mit dem Druck begonnen habe.

Vor dem Druck steht freilich die Planung. 2000 Rohbogen Popset perlgrau 90g/qm wurden von der Hamburger Papier-Union geliefert. Diese Rohbogen sind 700 × 1000 mm groß und müssen zuerst zugeschnitten werden. Das sind unhandliche 126 Kilogramm, die unterm Messer handlich und bedruckbar gemacht werden. Ein Ries (Papiermaß, in diesem Falle 250 Bogen 70 × 100 cm in einem Paket) wiegt knapp 16 Kilo und bildet ein Achtel des Inhalts der Gesamtauflage.

Die Buchtypografie muß nun auch für den Satz und die Druckform passend gemacht werden. Während ich beim Entwurf durchaus mit dem metrischen System arbeite, wird für die Druckform die Maßeinheit der Buchdruckerei benötigt: Cicero, Punkt, Konkordanz. In einer Skizze werden die Stegmaße notiert, also die weißen Flächen auf der Buchseite, in denen die Kolumne steht.

Bevor die Druckmaschine rollt, fragt der Drucker seinen Buchbinder, welche Maße dieser für seine Maschinen benötigt. Kein Drucker druckt, ohne sich beim Buchbinder zu vergewissern, daß die Druckbogen auch gut verarbeitet werden können.

Was ein Vorfalz ist, wird auf der oben verlinkten Seite der Firma Lüderitz & Bauer erklärt, die auch für dieses Büchlein wieder die Fadenknotenheftung übernehmen wird. Die Fadenknotenheftmaschine ist ebenso wie die Druckpresse 60 Jahre alt. Alle beide Baujahr 1952.

Mit dicken Linien habe ich erst einmal die Druckform eingerichtet. Insgesamt wird das Buch mehr als 60 Druckgänge benötigen wegen der vielen Farben auf den 32 Seiten.

Hier sind die Seiten 8 und 25 in einer Druckform für einen Druckbogen zu sehen. Erst durch das Falzen, das Zusammentragen und die Heftung gelangen die Seiten in die richtige Reihenfolge.

Weil jede Seite in diesem Büchlein ihren eigenen Entwurf bekommt, müssen die Skizzen genau geprüft werden. Nicht immer ist im Bleisatz machbar, was der Typograf sich wünscht. Schon im ersten Druckgang habe ich eine Schrift ausgetauscht. Das geht natürlich nur, wenn man in den typografischen Entscheidungen ganz frei ist. Ich muß typografisch weniger planen, als wenn ich für einen anderen Verlag arbeite.

Und weil ich mit diesem Entwurf unsicher war, habe ich die nicht auf dem Druckbogen, aber im fertigen Buch nebeneinanderstehenden Seiten vollständig aufgebaut, also insgesamt vier Seiten. Diese vollen Schließrahmen sind ein befriedigendes Bild für den Drucker. Das Einrichten der Seiten (der Vorfalz muß auf der Gegenseite in die Gegenrichtung berechnet werden), die punktgenauen Abmessungen (1 typografischer Punkt = 0,376 mm) und die Korrekturen haben einen halben Tag gedauert. Ich mache solche schönen Arbeiten ja nicht täglich und habe mich ein paarmal verrechnet. Ich bin aber mißtrauisch genug, um alles mehrmals nachzurechnen. Fehler, die Druckbogen untauglich machen, wären einfach zu kostspielig.

Hier sieht man den guten Monotype-Satz aus der Bodoni, den mir die freundlichen Kollegen vom Hamburger Museum für Arbeit lieferten, zusammen mit einem Schmuckelement aus meinem Fundus.

In einer zweiten Farbe wird diese Lichte Bodoni (Handsatz) hinzugefügt werden.

Das ist die Lichte Bodoni im Korrekturabzug in Schwarz.

Und hier die Monotype-Bodoni in kursiv und gewöhnlich.

Eine Vergrößerung des Schmucks macht die innere Schraffur sichtbar.

Hier die Vergrößerung der beiden Typen, aus denen das Zeichen zusammengesetzt ist. Das linke schon schwach in den Linien.

Die Schreibschrift Jaguar steht in einem aus der Maxima gesetzten Text.

Die Jaguar ist eine hübsche Type, die den munteren Zug der gedrehten Breitfeder zeigt. Georg Trump hat sie gezeichnet, sie ist in der Schriftgießerei C.E. Weber anno 1965 in Stuttgart erstmals gegossen worden.

— Martin Z. Schröder

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Zu Gast bei Fedrigoni Berlin · 22. April 2012

Vergangenen Donnerstag hielt ich auf Einladung des Feinpapierherstellers Fedrigoni einen kleinen Vortrag mit Fotos in den Räumen des Berliner Showrooms von Fedrigoni am Hackeschen Markt, um geladenen Gästen den immer häufiger nur noch unter dem englischen Namen Letterpress bekannten Buchdruck nach der Manier Gutenbergs und die heutigen Möglichkeiten zu erklären.

Hier eine Auswahl von den Bildern. Ich erklärte kurz das traditionelle Bleisatzverfahren, zeigte den Winkelhaken und …

… den Setzkasten.

Und ich zeigte ein paar Bilder von den speziellen Kästen mit Schmuck und Linien.

Im Laufe der Jahre …

… hat sich …

… einiges angesammelt.

Wenn die Druckform fertig ist, gleich ob aus Blei oder aus geätzten Platten, wird die Druckform geschlossen.

Zwei Keilschlösser halten die Form fest.

Hier sind Holzlettern zu sehen.

Und hier ein Klischee mit kyrillischer Schrift. (Die Druckerey lieferte kürzlich zum ersten Mal nach Moskau.)

Geprägt in einen weichen und dicken Karton.

Im Bleisatz ist so feiner Schmuck kaum noch gut erhalten zu bekommen.

Da kann man froh sein über das digitale Angebot.

Das mit dem Drucktiegel in herkömmlicher Weise verarbeitet wird.

Genauso wie die Holzlettern.

Zu denen auf dieser Skizze mit Handabdrücken eine passende Bleiletter gesucht wurde.

Dieser Karton wurde mit einem dunklen auf der Rückseite kaschiert. Dieselbe Farbe kann durch unterschiedliche Farbmenge in der Druckmaschine unterschiedlich wirken.

Nach dem Bildervortrag wurde eine Mappe mit Druckmustern aus der Druckerey verteilt, und ich habe zu allen ein paar Erklärungen gegeben.

Hier beispielsweise ist ein dunkelbrauner Karton aus der Fedrigoni-Kollektion Sirio zu sehen, rechts mit einem gründlichen Weiß bedruckt, links mit einem silbernen Überdruck.

Farben werden in der Werkstatt herkömmlich gemischt, ich halte nicht viel von einem Lager mit Hunderten von Dosen. Man kann fast alles mischen.

Hier noch einmal der Heidelberger Tiegel in ganzer Schönheit.

Gerillt werden Auflagen bis 500 Stück von Hand und Fuß an dieser kleinen und einfachen und sehr alten Maschine.

Fertige Visitenkarten …

… werden von Hand verpackt.

Und mit dem Schiebedeckel-Etui aus Kirschbaumholz ausgeliefert, das auch im Online-Shop der Druckerey erhältlich ist.

— Martin Z. Schröder

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Ein privates Formular · 8. September 2011

Kunden aus alten Adelsfamilien vermitteln einem Handwerker Teile ihrer eigenen guten Tradition durch die Art ihrer Wünsche und ihren Umgang mit dem Handwerker. Ich habe zwar Handwerker in meinem Stammbaum – Hutmacher, Schuhmacher, Zimmermeister, Schmiede- und Sattlermeister gab es unter den Schröders im 19. und frühen zwanzigsten Jahrhundert, aber keine Buchdrucker. Ich konnte keine Druckmustersammlungen aus dem 19. Jahrhundert und noch früheren Zeiten übernehmen. Deshalb bin ich dankbar für die Kenntnisse, die ich erlange, wenn meine Kunden traditionsreichen Familien entstammen und zu mir kommen, weil meine Werkstatt mit dem Bleisatz die technischen Voraussetzungen bietet, beispielsweise eine Drucksache im Stil des 19. Jahrhunderts mit denselben Mitteln herzustellen wie damals und die sich in die Sammlung der Familie einfügt. Die meisten Urkunden besitzt naturgemäß der Adel, und auch gute Tradition, wo er sie bewahren und pflegen konnte (was nicht immer der Fall ist). Man merkt es an der Geschmackssicherheit, genauer: an der Unbeirrbarkeit im Umgang mit Schrift und Farbe. Je älter die Familie und je höher der Rang, desto einfacher die gewünschten Entwürfe. Ganz oben sind goldene Wappenprägungen nicht nötig.

Ich durfte vor einige Zeit für eine hochadlige Familie (ein nicht-deutsches Königshaus außer Betrieb) Einladungen zu einer Hochzeit drucken. Die Wünsche waren knapp und sicher formuliert: Echt Bütten, schwarze Farbe, Englische Schreibschrift. Der Rest wurde mir überlassen, weil man davon ausging, daß der Handwerker stilsicher mit seinen Mitteln umgehen kann, also die Anglaise weder stürzt noch in diversen Größen anwendet oder mit Blümchen verziert, sondern die Schrift für sich wirken läßt, ohne selbst als Designer in Erscheinung treten zu müssen mit so etwas albernem wie einer persönlichen Handschrift in der Arbeit. Für mich war die Akzidenz ganz wunderbar, weil ich nach dem Setzen und Einrichten der alten Pedalpresse eine Karte aus der Maschine zog, die genauso vor 200 Jahren gedruckt worden wäre.

Tradition fortzuschreiben, sich in ihr durch ein gutes Werk, durch einen soliden Dienst als Idividuum unsichtbar zu machen, das hat nichts Spaßiges an sich, sondern ist durch teilhabende Unterordnung ein stilles Vergnügen. Ich fühlte mich sehr verpflichtet, mehr als ohnehin, um den Entwurf, die Proportionen, um jeden Wortzwischenraum, das klare Druckbild.

In einer solchen stilsicheren Tradition werden auch private Formulare angefertigt. Sie enthalten sich jeder Mode. Man sieht ihnen nicht an, in welchem Jahrzehnt sie gemacht wurden, man kann mit Kennerschaft gerade so das Jahrhundert schätzen. Eine solche Einladung als Formular für verschiedenste Zwecke wurde immer wieder gewünscht, und jetzt habe ich es endlich gedruckt.

Auf einem hadernhaltigen Papier, das seit über 120 Jahren so hergestellt wird, in gebrochenem Weiß. Die Garamond, die seit Jahrhunderten verwendet wird, wurde mit schwarzer Farbe gedruckt. Jeglicher Schmuck wurde vermieden, damit man zu jedem nicht zu aufwendigen Anlaß einladen kann, also sowohl zum Dinner als auch zum kleinen Leichenschmaus (etwa für den Lieblingshund des Schloßherrn).

Für große Veranstaltungen kann man eine schöne Einladung eigens entwerfen, also für Hochzeiten und runde Geburtstage ist diese hier nicht gedacht. Aber für ein Essen im kleinen Kreise, für einen Fünf-Uhr-Tee, für ein Hauskonzert, für einen Ausflug, einen Bridge-Abend, eine mittlere Gesellschaft von nicht mehr als dreißig Personen und jegliches Ereignis, zu dem man nicht mehr als ein bis zwanzig Einladungen für Einzelpersonen und Paare und Familien aussprechen möchte.

Der Entwurf brauchte doch erstaunlich viel Zeit. Ich habe immer wieder Karten ausgefüllt, weil ja die geschriebene Einladung das eigentliche Ding ist, das vernünftig aussehen muß, nicht das Blanko-Formular. Trotzdem kann ich sie zu einem günstigen Preis anbieten, weil die Karte technisch mit geringem Aufwand hergestellt wurde: gute Schrift, guter Entwurf, gutes Papier.

Die Handschrift des Gastgebers gibt der Karte erst die individuelle und auch schmückende Note, für welche der Drucker durch eine stilsichere und handwerklich im Bleisatz und Buchdruck traditionell gut ausgeführte Arbeit lediglich die Voraussetzung herstellt. Zwei Beispiele sind hier abgebildet. Sie zeichnen sich auch dadurch aus, daß nicht sofort jeder die Güte dieser Arbeit erkennt. Jaja, Kennerschaft ist heute ein Distinktionsmerkmal, nun ja, wer’s braucht. Ich wünschte mir, daß die Freude an der Arbeit überwiegt.

Diese Einladung wird mit einem gefütterten Kuvert mit spitzer Klappe im gebrochenen Weißton der Karte ausgeliefert. Die Einladung ist in zwei Varianten lieferbar, nämlich in der Wir-Form und in der Ich-Form. Ich bitte, bei der Bestellung darauf zu achten.

Erhältlich im Online-Shop der Druckerey.

Preis pro Dutzend: 30,00 Euro inkl. 19% MWSt. zuzüglich Versand.
Preis für ein halbes Dutzend: 16,00 Euro inkl. 19% MWSt. zuzüglich Versand.

— Martin Z. Schröder

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Nackt in einem Märchenschloß voll wirklich schlechter Menschen · 18. Oktober 2010

Das dritte Buch von Max Goldt und Martin Z. Schröder mit dem schönen Titel Nackt in einem Märchenschloß voll wirklich schlechter Menschen hat, wie seine beiden Vorgänger, 32 Seiten, enthält nun noch mehr Buchstaben (Druck komplett vom Bleisatz) und schimmert von außen weder silbrig noch dunkelgrün sondern bordeauxrot, und es ist mit dunkelgrünem Garn in einer Fadenknotenheftung gebunden. Die kurzen luxuriösen Texte, die darin stehen, sind Erstveröffentlichungen.

Zur Typografie habe ich Anmerkungen notiert, die hier zu laden sind.

Das Märchenschloß erschien am 18. Oktober 2010. Im Blog läßt sich seine Herstellung verfolgen, die am 1. Februar des Jahres begann.

Vom Verkauf der Gesamtauflage zurückgehalten werden 50 Exemplare, die zusammen mit dem ersten Buch, dem dritten (Märchenschloß) und einem für 2012 geplanten vierten als vollständige Tetralogie im eigens anzufertigenden Schuber im Jahre 2013 erscheinen sollen.

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Buchdruck vom Bleisatz, mehrfarbig,
Englische Broschur, Fadenknotenheftung mit Umschlag
Einmalige (limitierte) Originalauflage: 2010 Exemplare
32 Seiten
28 Euro

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Das Büchlein kann im Internet-Laden der Druckerey ab Januar wieder versandkostenfrei geordert werden, solange der Vorrat reicht. Es ist am 14. Dezember 2010 fast ausverkauft. Für den Buchhandel ist das Buch leider nicht mehr lieferbar.

— Martin Z. Schröder

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Digitales Design im Buchdruck · 7. Juli 2010

Der gute alte Buchdruck setzt sich als Letterpress wieder in den Vordergrund der Aufmerksamkeit von Designern. Sowohl der echte Bleisatz ist gefragt als auch die Umsetzung von digitalen Vorlagen, was gezeichnete Digitalisierung via Scannen einschließt. Man kann aber für gute Ergebnisse nicht wie für andere Druckverfahren Vorlagen erstellen. Auch für den Offsetdruck sind technische Gegebenheiten zu beachten, vor allem hinsichtlich der Farben. Jeder Offsetdrucker kann ein Lied davon singen, wie man ein sattes Gelb druckt und durch welche Beigabe ein Schwarz Tiefe gewinnt und daß viele Offsetkunden das nicht wissen. Die Rasterauflösung muß aufs Papier abgestimmt werden, und für beste Ergebnisse wird vor der Produktion ein Proof hergestellt. Die Erfordernis der technischen Aufbereitung ist auch im Buchdruck gegeben; der Designer muß sich für gute Ergebnisse auf die Tücken des Verfahrens einlassen. Für die meisten ist der Buchdruck im technischen Detail unbekannt, wodurch auch die Möglichkeiten nicht voll ausgenutzt werden. Zum Beispiel kann in der Ätzung nach digitaler Vorlage nur eine bestimmte Strichfeine dargestellt werden, etwa 0,2 mm. Wenn es feiner wird, etwa in Serifen klassizistischer Schriften, können sich interessante Effekte ergeben. Man kann sogar eine Bleisatzschrift imitieren, weil die feinsten Linien im Metallklischee ungesteuert wegbrechen, was dann im Druckbild wie eine abgenutzte Bleisatzschrift aussieht. Drucksachen im Vintage-Style! Die passende Visitenkarte zu den zerfetzten Jeans! Ich habe einige Hinweise zur Produktion aufgeschrieben. Das PDF Hinweise für Designer steht zum Download bereit. Buchdrucker-Kollegen und Designern bin ich dankbar für Hinweise auf fehlende Themen.

Das obige Bild zeigt Messinglinienformen. Und ist ein Hinweis auf den Fundus einer Druckerei mit Bleisatz, der für Designer eine Fundgrube von Ideen darstellt. Design für Drucksachen kam schließlich einige Jahrhunderte ohne Computer aus und hat vieles hinterlassen, das sich heute neu anwenden läßt, mit einer Schreibmaschinenschrift im Bleisatz und einem abgenudelten Kupferstich-Imitat habe ich schon in kürzester Zeit auf Papierresten höchst originelle Einladungen gedruckt, es gibt so viele Möglichkeiten …

— Martin Z. Schröder

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Zahlenkreuzung · 30. September 2009

Auf eine Karte war ein Datum als Ornament zu setzen, die Form war mir vorgegeben worden. Im Entwurf meiner Kundin standen die Ziffern eng. Wie man im Bleisatz sieht, kann man die Ziffern nicht ganz eng stellen. Um die Ziffer 0 herum ergibt sich durch Ober- und Unterlänge des Buchstabenkörpers nicht zu verkleinernder Raum.

Die Schrift: Es ist die Garamond von Typoart in Petit (8 Punkt). Hier im Bild stark vergrößert.

— Martin Z. Schröder

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Wen grüßt Gott? · 14. November 2007

Betritt ein Schriftsetzer oder ein Buchdrucker oder ein Kenner eine Buchdruckerei (mit „Buchdruck“ ist das Verfahren, die Technologie gemeint, nicht ausschließlich das Drucken von Büchern), so spricht er: „Gott grüß die Kunst!“ darauf schallt es zurück: „Gott grüße sie!“ Und das „sie“ wird kleingeschrieben, denn damit ist ebenfalls die „Kunst“ gemeint, genauer: die Handwerkskunst. Anschließend wünscht man sich als Personen gegenseitig einen guten Tag und dergleichen.

Inwiefern das Handwerk eine Kunst ist? Ein andermal. Es gibt ein Büchlein aus der Schriftgießerei Klingspor mit Texten vom großen Schriftkünstler und Typografen Walter Tiemann, das zur Zeit beispielsweise im PBM bei Georg Kraus erhältlich ist (Dieser Link linkt nur, solange das Büchlein angeboten wird) und worin Tiemann die Begriffe Kunst, Genie, Talent auseinandernimmt und in Zusammenhang mit Religion und mit dem deutschen Wort “Begabung” stellt, ohne die keine Kunst sein könne. Die Handwerkskunst der Schriftsetzerei ist aber noch etwas ganz anderes. Weder ist sie Seiltanzen noch Haarkräuseln, sie wird vielleicht beschrieben mit dem, was Tiemann von Goethe zitiert: “Die Abgründe der Ahnung, ein sichtbares Anschauen der Gegenwart, mathematische Tiefe, physische Genauigkeit, Höhe der Vernunft, Schärfe des Verstandes, bewegliche, sehnsuchtsvolle Phantasie, liebevolle Freude am Sinnlichen – nichts kann entbehrt werden zum fruchtbaren Ergreifen des Augenblicks, wodurch ganz allein ein Kunstwerk, von welchem Gehalt es auch sei, entstehen kann.” Der Typograph Jan Tschichold hat die Typographie eine Schwester der Architektur genannt und zur dienenden Kunst erklärt. Und wenn Tiemann den Goethe nur um einen Satz ausgedehnter wiedergegeben hätte, würden wir sehen, daß Goethe seine Definition von Kunst auf die Wissenschaften übertragen sehen wollte. Und mit Tschichold wiederum, der die Typographie zur Wissenschaft erklärte (und berechenbarer machte), würde sich ein Kreis schließen.

Und das Foto? Schon wieder so ein hölzerner Geselle? Er hört auf die Namen Pinocchio, Burattino und Zäpfel Kern (oder auch nicht), stammt aus meinen frühen Jahren und macht sich unentbehrlich, wenn meine Kunden manchmal so junge Menschen mit sich führen, die man nicht ohne Gefahr frei herumlaufen lassen kann in einer Werkstatt. Der hölzerne Knabe hilft dann ein bißchen, die Zeit auch für Kleinkinder angenehm werden zu lassen.

Zurück zum Gruß: Die oben erwähnte Grußformel aus Rede und Gegenrede wurde früher geübt in der Buchdruckerei im ganzen deutschen Sprachraum. Ich wüßte gern mehr über diese Grußformel, weil ich nicht sicher bin, ob das, was ich geschrieben habe über Sinn von Rede und Gegenrede, mir erzählt wurde von älteren Kollegen oder ob es meine Interpretation ist. Kann jemand helfen?

— Martin Z. Schröder

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Der feine Unterschied · 21. Oktober 2007

Buchdruck (der Druck mit bleiernen Lettern) oder Offset, gibt’s da einen Unterschied, den man sieht? Oder ist das wie bei silbernen Kragenstäbchen: Nur der Benutzer weiß, was in seinen Hemdkragenspitzen steckt.

Woran erkennt man den Einsatz des Buchdruckverfahrens?

Vielleicht an der Prägung?

Man kann den Unterschied sehen und manchmal fühlen, aber an einer kräftigen Prägung erkennt man meistens nur den unsachgemäßen Druck. Wir Drucker sagen, wenn wir so etwas in die Hand bekommen: “Das ist nicht gedruckt, das ist gequetscht.” Und wir wissen, daß dieser Kollege gleichgültig ist gegen die Schrift, denn diese ist ja aus Blei, und solches ist weich. Ohnehin leidet die Schrift immer ein wenig, nutzt sich beim Drucken ab, aber man muß streng achten, daß sie nicht stärker beansprucht wird als wirklich notwendig ist für ein gutes Druckbild. Der feinste Druck ist der, den man an der Schattierung kaum sieht. Die Schattierung sollte man nur auf der Rückseite erkennen, wenn Licht in einem möglichst spitzen Winkel auf das Papier fällt. Dann wird sich bei dünnem Papier eine Schattierung, also eine Spur des mechanischen Drucks, nicht vermeiden lassen. Selbst bei Karton, wenn er eine unglatte Oberfläche hat und die Bleilettern tiefer eingedrückt werden müssen für ein sattes Schriftbild.

Auch andere Merkmale sind so fein, daß sie erst unter der Lupe kenntlich werden. Auf dem Foto ist eine 6p-Schrift zu sehen (Schriftsetzer sagen zu dieser Größe Nonpareille), die Walbaum in kursiv und gewöhnlich. Das große T hat eine Höhe von knapp 2 mm.

Derart stark vergrößert sieht man am Druckbild den leichten Schmitz (die Farbe war recht flüssig, aber nicht so flüssig, daß ich sie mit Bologneser Kreide verdicken wollte), der entsteht, wenn die Walzen einen Teil der Farbe am Rand der Letter abstreifen. Man sieht auch die Unregelmäßigkeit der Typen, die in Jahrzehnten verschieden abgenutzt wurden. Außerdem erkennt man den Bleisatz an der Form der Buchstaben. Die Walbaum von heute, aus dem Computer, sieht anders aus. Sie hat deutlich von ihrem ursprünglichen Charakter eingebüßt. Die originalen Matrizen wurden um 1800 geschaffen. Die Versalien sind breiter und kräftiger gehalten als die Gemeinen (Kleinbuchstaben, Minuskeln) und wirken fast halbfett. Die Schrift weist in der Zurichtung eine gewisse Munterkeit auf, d.h. die Buchstaben stehen nicht alle gleich eng nebeneinander, sondern es entstehen Lücken. Das kleine r beispielsweise ist auf einen so breiten Kegel gesetzt, daß man den Wortzwischenraum etwas mindern kann, wenn es am Schluß eines Wortes steht. Nun, und das kleine f in der Kursiven hat zwar einen Überhang, also die Type
ragt etwas über den Kegel hinaus, aber es trägt Sorge für eine gewisse Luftigkeit, während in der digitalen Variante alle Räume so stark harmonisiert wurden, daß die Schrift weniger lebendig wirkt. Im Bleisatz-Foto ist übrigens eine fi-Ligatur zum Einsatz gekommen, aber anders als in anderen Schriften sind der obere Tropfen des f und der i-Punkt nicht miteinander verschmolzen. Die kursive Bleisatz-Walbaum hat enorme charakterliche Kraft, die digitale zeigt bislang kaum etwas davon, aber vielleicht wird sie einmal ergänzt durch eine Type, die näher am Vorbild steht.

Es sind solche Details, an denen sich die Qualität einer Drucksache vom Bleisatz zeigt, ihr lebendigeres Bild, die leichten, munteren Unregelmäßigkeiten, die dem Bleisatz eigen sind. Es sind nicht die unsaubere Farbe und der schwere Druck. Wer dafür einen Blick entwickelt, zeigt sich als Connaisseur.

— Martin Z. Schröder

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Das Lehrbuch für Schriftsetzer · 18. Oktober 2007

Das Buchdruck-Handwerk war zwar entscheidend für Reformation und Wissenschaft, aber mit seinen noch nicht einmal 600 Jahren (erfunden um 1440) noch nicht alt. Jedem fallen sofort Handwerksberufe ein, die es sehr viel länger gibt. Und dann haben sich Bleisatz und Buchdruck auch immer sehr schnell gewandelt. Wie früh die Industrialisierung es den kleinen Betrieben schwer machte, kann man in Balzacs “Verlorenen Illusionen” nachlesen, wo schon Anfang des 19. Jahrhunderts die kleinen Druckereien unter Preisdruck gesetzt wurden von größeren. Die Ein-Mann-Druckerei hat im Grunde gar keine Geschichte. Schon mit Gutenbergs Bibel waren etliche Setzer und Drucker befaßt. Kleine Werkstätten wie die meine verwalten nun das Erbe und stemmen sich gegen Verfall und Vergessen. Vielleicht aber hat Handarbeit eine längere Zukunft als uns heute vor Augen steht.

Wenn ein Drucker nicht nur produziert, sondern auch aufsammelt und archiviert, was an technischer Literatur zu vergehen droht, fallen ihm gelegentlich Stücke in die Hände, welche die Zeit schrumpfen lassen. Auf diesen Fotos sind zwei Bücher von Friedrich Bauer zu sehen, nämlich ein ausgezeichnetes Lehrbuch für Schriftsetzer in der Erstauflage von 1904 mit marmoriertem Kopf- und Vorderschnitt, der Halbleinen-Einband mit einem marmorierten Buntpapier bezogen, daneben die 8. Auflage aus dem Jahr 1934, inhaltlich überarbeitet, deutlich umfangreicher, im nüchtern blauen Halbleinen, typografisch modernisiert, als Handwerksstück weniger liebreizend. Dafür ausgestattet mit dem Exlibris eines gewissen Emil Kilgast, dem ich mein eigenes beigesellte. Das Exemplar von 1904 gehörte einem gewissen Carl Birnbaum, der es nur mit einem Stempel versah.

Lernen kann ich aus diesen Büchern nur wenig, es ist das zusammengefaßte Wissen des Schriftsetzers, aber da ich diesem Beruf vor mehr als einem Vierteljahrhundert, im Alter von 14 Jahren, nähertreten durfte, fehlt es mir zwar noch an vielem, vor allem der typografische Erfahrungshunger ist kaum zu stillen, aber kaum an technischen Kenntnissen und Fertigkeiten, wie sie in Büchern stehen. Viel interessanter sind freilich immer die praktischen Fragen, deren Lösungen nicht aus Büchern zu lesen sind, sondern auf die man die Antworten im Tun selbst erfinden muß. Zum Beispiel: Wie schließt man eine im Druck sichtbare Nahtstelle zwischen zwei Linien? Oder wie verlängert man eine Englische Linie, ohne daß es im Druckbild auffällt? Herrliche Probleme!

— Martin Z. Schröder

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