Schäumende Tante · 14. Februar 2009
Mir fällt eben noch ein, was ich erzählen wollte, weil es recht lustig ist: Den Kindern zeige ich immer auch, wie man sich die Hände wäscht. Als ich ein Knabe war, habe ich mein Fahrrad mit Elsterglanz geputzt und mir dann die Hände mit einem hellbraunen Waschsand aus der Tube gewaschen. Dessen Name ist mir entfallen. Den Kindern heute wird offenbar kaum Gelegenheit gegeben, sich die Hände mit kräftigen Waschmitteln waschen zu müssen. Dabei ist Waschsand ja auch amüsant. Den der Marke Grüne Tante verwendete man in der Druckerei Rapputan früher. Und ich war immer enttäuscht, wenn es mal einen Ersatz gab, irgendwelchen weißlichen Schleim etwa. Amüsant ist Grüne Tante, weil er bzw. sie nach Marzipan duftet und so schön grün und sandig und sandig-grün ist. Und die Tante schäumt auch noch.
Ich muß den Kindern immer erst mal zeigen, wie man sich damit wäscht. Das Bildungsschichtenkind nimmt nämlich sonst einen Batzen Waschsand und läßt diesen unter streichelnden Bewegungen unter fließendem Wasser aus den Händen laufen, worauf diese Hände genauso aussehen wie vorher. Druckerschwärze reibt man ja mit dem nur angefeuchteten Sand erst einmal ab. Fast alle mögen Grüne Tante.
By the way kann ich hier noch die kleine Krone zeigen, die Dale auf seine Visitenkarte gedruckt hat. Sie stand auf der Schließplatte und stach ihm offenbar ins Auge. Ich wollte sie schon lange mal drucken, kannte ihr Bild bislang gar nicht. Und jetzt auf dem Foto sehe ich, daß wir vor den Bindestrich etwas Raum hätten legen müssen, damit er in der Mitte zwischen e und J steht. Bis zur Mikrotypografie sind wir in den ersten Stunden nicht vorgedrungen. Bei dem Krönchen handelt es sich um ein galvanisiertes, also mit Kupfer überzogenes Metall, auf Holz aufgenagelt. Die Bedeutung der Zackenzahl konnte ich meine Schüler nicht lehren. Ich hab mal für einen Prinzen eine fünfzackige Krone gedruckt (glaube ich), und mein Kunde hatte mir auch ein bißchen Aufklärung über die Bedeutung der Zackenanzahl zukommen lassen, aber ich hab es wieder vergessen.
Zuletzt fällt mir noch ein, daß Annalisa zu diesem Bild von Barbara Wrede fragte, ob es einen Unfall an der Schneidemaschine illustriere, über deren Gefahren ich belehrt hatte — obwohl sie in meiner Abwesenheit nicht betätigt werden wird. Aber die Lichtschranken sind schon sehr interessant. Und man spricht dann gern etwas über Unfälle. — Ich hoffe, die Wrede-Zeichnung jagt niemandem Druckerey-Alpträume in den Schlaf. Bei Wrede im Atelier hab ich übrigens auch mal Grüne Tante gesehen.
— Martin Z. Schröder
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