Farben für Max Goldt · 2. November 2007
Heute kamen die Muster für die grüne Haut des Max-Goldt-Büchleins II. Ich habe erst einmal die Einladung zur Trauung fertiggedruckt, also heute die Seite 1. Die Excelsior ist eine so schöne Type! Wie natürlich dieser kalligraphische Zug wirkt, obwohl er natürlich kein Federzug ist, sondern sozusagen mit den Mitteln des 20. Jahrhunderts vektorisiert wurde, also geglättet für den Bleisatz-Guß. In einem Sepia-Ton auf Echt Bütten.
Auf den nächsten Fotos ist zu sehen, wie die Druckform gebaut wurde und wie spezieller Ausschluß, so nennt man die nichtdruckenden Teile innerhalb einer Schriftzeile, gearbeitet ist, um unter diese gewaltig ausladenden Überhänge zu passen. Ich drucke die großen Grade dieser Type selten – und ich kann mich noch immer nicht daran satt sehen, an dieser geschmeidigen Feinheit, die dem Blei hier verliehen wurde und die ich dann auf das Papier transportieren darf. Ich verneige mich innerlich mehrmals am Tag vor den Menschen, die mir meinen Beruf ermöglicht haben durch ihre großartige Arbeit.
Wieder hochgekommen aus der Verneigerei habe ich ganz gierig das grüne Glitzerzeug ausprobiert, gleich mit dem Satz, wie er in der Maschine hing. Wollte doch sehen, wie eine Druckfarbe auf so einem Material steht. Hm, der Sepia-Ton deckt ganz gut, aber er ist recht dunkel. Ich gab weiß dazu und probierte, dann wusch ich die Farbe (mit Waschbenzin) ganz von der Maschine und ließ reines Weiß einlaufen. Da hab ich dann etwas rote Farbe reingetupft, und dann habe ich, weil auch das nicht deckte, Bologneser Kreide und Drucköl zugesetzt. Fetter Farbauftrag kann ganz hübsche Effekte geben, also das sonst unerwünschte Schmitzen, wo die Farbe an den Rand des Striches gedrückt wird. Den Metallicfarbenkatalog hab ich mir angesehen, diese Farben decken sehr gut. Aber silber auf metallicgrün? Dann hab ich Überdrucken ausprobiert. Ich könnte ja eine Farbfläche vordrucken und dann darüber Schrift. Morgen werde ich sehen, ob die Farben noch glänzen, wenn sie trocken sind. Mir wäre lieber, sie wären stumpf auf dem glänzenden Material. Das mir aber als Fläche gut gefällt. Ob ich den Autor frage, was er dazu meint? Aber vielleicht sollte ich bei Arbeitsteilung bleiben: der Autor den Inhalt, ich den Anzug.
Das alles ist nur Vorbereitung für den Entwurf. Bevor ich die technischen Möglichkeiten nicht kenne, kann ich schlecht entwerfen. Die Bilder geben ein paar Einblicke in einige Zeit meines heutigen Werkstatt-Tages. Es war ein Vergnügen! Später habe ich noch dunkelgrün angesetzt für Visitenkarten, aber dann war das Tageslicht zu dunkelgrau, um den gewünschten Ton noch genau treffen zu können. Hoffentlich gibt’s morgen ordentlich Licht auf der Straße. Heute hatte ich Zeit, das Papier fürs Goldt-Büchlein zu kalkulieren. Darüber berichte ich später.
Jetzt gibt es noch ein paar Bilder aus der Lightbox, die aufgeht und eine Vergrößerung zeigt, wenn man das Bild klickt. Und vorwärts und rückwärts geht es auch, bitte mit der Maus übers Bild fahren und auf die Hinweise achten.
— Martin Z. Schröder