Kommt ein Paket mit Bleilettern · 14. Oktober 2007
Kommt ein Paket aus dem Bleisatz-Magazin in fremde Hände, die es freundlicherweise für mich entgegengenommen haben, werden die Arme lang und die Augen groß. “Ist da Blei drin?” Wenn ich das bestätige, glaubt man mir erst nach kurzer Erklärung. Hier nun ein Paket, das mich am Freitag erreichte. Es enthielt einen Satz der Schrift “Elegance”, von Karlgeorg Hoefer nach seiner eigenen Handschrift entworfen und 1968 von der Schriftgießerei Ludwig & Mayer in Offenbach (später Frankfurt am Main) gegossen. Ich habe tatsächlich eine gußfrische Schrift aus Ratingen vor mir. Für einen Schriftsetzer und Drucker in Personalunion (auch Schweizerdegen genannt) bedeutet eine gußfrische Schrift doppelte Freude: Der Setzer bekommt weniger schnell schmutzige Hände wie von älteren Schriften, an denen die Druckfarbe nie ganz abgewaschen werden kann; der Drucker wird wenig Probleme haben mit der Zurichtung der Druckform, weil alle Buchstaben gleichmäßig unbenutzt sind, nicht unregelmäßig abgenutzt wie bei älteren Schriften. Nach dem Auspacken wird die Schrift in einem Steckschriftkasten aufgestellt, sie ist zu groß für den gewöhnlichen Setzkasten, wie er für die kleineren Grade Verwendung findet. Von manchen Buchstaben würden nicht alle Lettern in einen Kasten passen, und außerdem bietet die breitere Oberfläche der Lettern eine Angriffsfläche. Sie sollte aber keine Kratzer bekommen. Im Steckschriftkasten steht die Schrift sicher vor allen Zumutungen. Wie schön das ist, dieses Auspacken und Einsortieren: bitte sehen Sie selbst. Die Fotos lassen sich durch Klick vergrößern.
— Martin Z. Schröder
Kommentare [4]