Schutzumschlag und Einband · 11. Januar 2008
Gelegentlich wenden sich meine Kunden auch an mich, wenn es um andere Drucksachen als edle Visitenkarten und feines Briefpapier geht. In diesem Fall war ein Reihenentwurf für das 16bändige historische Quellenwerk “Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 bis 1945” anzufertigen, das in den nächsten zehn Jahren Band für Band erscheinen wird, herausgegeben im Auftrag des Bundesarchivs, des Instituts für Zeitgeschichte und des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von Götz Aly, Wolf Gruner, Susanne Heim, Ulrich Herbert, Hans-Dieter Kreikamp, Horst Möller, Dieter Pohl und Hartmut Weber im Oldenbourg-Wissenschaftsverlag München. Band 1 ist soeben erschienen.
Solche Werke bleiben lange in den Regalen stehen, werden lange benutzt und sollen auch in Jahrzehnten noch vernünftig aussehen und sich in wissenschaftliche Bibliotheken würdig einfügen, müssen also in gewissem Maße zeitlos wirken. Umschlag und Einband solcher Werke dürfen nicht modisch sein, der Geschmack der Buchkäufer von heute ist nicht zu berücksichtigen, Gesichtspunkte des Marketings durch den Umschlag als werbendes Plakat sind zu vernachlässigen. Mein Mitarbeiter, der Gebrauchsgrafiker und Kalligraf Frank Ortmann, und ich hatten deshalb nur zwei klassische Entwürfe vorgelegt: einen auf Mittelachse, der verworfen wurde, und den abgebildeten. Der Einband ist in einem kühlen Dunkelgrün gehalten, der Umschlag wurde in einer Sonderfarbe in einem zarten kühlen Graugrün gedruckt und matt cellophaniert, so daß auch im Gebrauch nicht jeder Fingerabdruck gleich zu sehen ist, wo der Schutzumschlag nicht entfernt wird.
Während meine digitale Technik sich auf das nötigste beschränkt, weil ich eher im Bleisatz zu Hause bin, ist mein Kollege bestens ausgestattet und hat die digitalen Druckvorlagen für den Offsetdruck angefertigt.
— Martin Z. Schröder