Quadräteln · 6. Juli 2010
Ein überaus freundlicher Kollege aus Bayern schenkte mir dieses kleine Schächtelchen, das ausweislich des Firmenzeichens von der 1765 in München gegründeten und noch heute dort ansässigen Firma Huber stammt, einem Druckfarbenhersteller.
In dem kleinen gelben Etui befinden sich sechs Mittel-Gevierte, also im Schriftgrad 14 Punkt. Eine Raffinesse für den Bleisatz?
Auf den Gevierten sind die Buchstaben C O R O N A eingeprägt. Das ist eine Druckfarbe von Huber.
Es handelt sich um ein Werbegschenk für Schriftsetzer, ein Setzer-Spiel. Man hat mit diesen Gevierten gewürfelt und nannte das Quadräteln.
Und der Kollege aus Bayern, die Buchdrucker kennen seinen Namen: Werner Pilat, erzählte mir, daß er und seine Kollegen mit Nonpareille-Gevierten quadrätelten, damit der Meister das Fallen der Würfel nicht hört.
Wikipedia erklärt die Regeln. Ich selbst habe nie quadrätelt (was sich nun ändern kann), deshalb meine Frage an mitlesende Schriftsetzer: Stimmen diese Regeln?
Wikipedia sagt also:
Quadräteln ist ein traditionell bei den Schriftsetzern beliebtes Würfelspiel. Anstatt mit Würfeln wird mit den im Bleisatz verwendeten „Leerzeichen“-Bleistücken, den sogenannten Gevierten gespielt. Es gibt mehrere Arten von Gevierten mit denen man spielen kann – je nach Größe – zum Beispiel mit dem Korpus- (Breite 10 Punkt) – oder Cicerogeviert (Breite 12 Punkt).
Die Gevierte haben an einer Seitenfläche eine Einkerbung, die sogenannte Signatur. Gespielt wird nun, indem drei bis fünf Gevierte in die Hand genommen und geworfen werden. Jede obenliegende Signatur ergibt einen Punkt. Liegen alle Signaturen unten, gibt es Sonderpunkte. Der ungewöhnliche Fall, daß ein Geviert stehen bleibt (ein sogenannter „König“), ist ein automatischer Sieg.
Das Spiel war traditionell im Zeitalter des heute nicht mehr gebräuchlichen Bleisatzes weit verbreitet. Trotzdem haben angeblich heutzutage noch manche gelernte Bleisetzer Geviertstücke im Schreibtisch, um damit zu spielen.
In dem Schächtelchen von Huber sind sechs Gevierte, gab es also noch andere Regeln?
Sehr praktisch ist die Beschaffenheit dieser Gevierte, denn sie sind nicht aus Blei, so daß man mit diesen Gevierten auch beim Essen quadräteln kann.
— Martin Z. Schröder
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