Scharf · 5. August 2008
Als ich neulich meine Schneidwerkzeuge pflegte, also die Holzgriffe der Messer reinigte, ölte und polierte und die festen Klingen schärfte, fiel mir auf, mit wie unterschiedlichen Instrumenten ich schneide.
Auf dem Foto von oben nach unten: Die Schere kommt zum Einsatz für grobe Arbeiten wie das Zerteilen von Wellpappe, wobei Schneide und Blatt geschlossen sind, und für das Zuschneiden von Seidenpapier für die Zurichtung der Druckform. Mit dem Cutter löse ich mit Klebeband befestigte Haltemarken in der Papieranlage der Druckmaschine, an jeder Presse liegt dafür ein Cutter. Manchmal wird er auch für das Zuschneiden von Seidenpapier oder dünnen Pappen verwendet. Das Skalpell kommt zum Einsatz, wenn winzige Späne von Seidenpapier benötigt werden. Und die beiden Messer mit hölzernen Griffen werden für alle möglichen gröberen Arbeiten verwendet, weil sie nicht mehr ganz scharf sind.
Im Anschauen dieser beiden letzten Messern könnte man auf den Gedanken kommen, daß Werkzeuge früher recht verschieden aussahen. Es gab viele Werkzeugmacher, und ein Drucker beschaffte sich in seinem Arbeitsleben bestimmt nicht oft ein neues Zurichtemesser. Wahrscheinlich waren das meistens personengebundene Werkzeuge, an die sich der Handwerker gewöhnte und die er mitnahm, wenn er die Arbeitsstelle wechselte.
Ein schönes Instrument ist die Schere nicht. Ihr schwarzer Kunststoffgriff mit dem grünen Punkt bringt mir gleichwohl einen Vorzug: Wenn ich das Werkzeug suche, halte ich Ausschau nach diesen Farben. Wären der Griff aus Stahl, würde ich in der Druckerei, wo so vieles aus Metall gemacht ist, länger danach gucken müssen.
Presse: Das Design-Fachmagazin “Page” bringt in seiner August-Ausgabe einen vierseitigen schön geschriebenen und reich bebilderten Beitrag über die Druckerey, stellt dieses Blog vor und zeigt Proben aus dem Max-Goldt-Büchlein, die den Blog-Lesern freilich schon bekannt sind. Am Kiosk dürfte das Heft wohl nicht mehr zu haben sein, weil die Erscheinungsweise stark verschoben ist. Die August-Ausgabe erschien Ende Juni, jetzt ist das September-Heft im Handel. Man kann das August-Heft freilich noch über den Verlag beziehen.
— Martin Z. Schröder