Krümelstechen · 21. November 2009
Bis der erste gute Druck aus der Maschine kommt, kann einige Zeit vergehen. Die Zurichtung der Druckform kostet Zeit, ebenso das Ausgleichen der Versalien und andere feintypografische Korrekturen.
Neu im Bestand der Druckerey ist die Kupferstich-Antiqua, zuerst gegossen in der Schriftgießerei Ludwig Wagner in Leipzig anno 1905, die ich in sieben Graden (Größen) via Preußisches Bleisatz-Magazin von der Eremiten-Presse übernommen habe. Gestern habe ich sie einmal für eine Briefkarte gesetzt, hier in 8 Punkt.
Und da sehe ich im A des Andrucks einen merkwürdigen Punkt. Nicht nur einen Fussel, sondern einen gedruckten Punkt. Da hat sich ein Krümel in der Letter festgesetzt. Die Schrift hatte ich vorher schon mit Waschbenzin gebürstet, also mußte hier scharfes Werkzeug ran, denn auswechseln wollte ich den Buchstaben nicht. Man darf nicht wegen eines Krümels einen schönen Buchstaben wegwerfen. Die Letter mußte ausgestochen werden.
Hier sieht man, worum es sich handelt. Ein festsitzender Krümel.
Die Schrift ist sehr klein, Schriftgrad Petit (8p), also muß unter der Lupe gearbeitet werden.
Ausgestochen wird nicht mit der Ahle, sie ist zu groß und ihre Spitze zu dick, sondern mit einer Nadel, deren Ende ich mit Papier umwickelt habe, um sie sicher halten zu können. Gleitet die Stahlnadel ab, ist der Buchstabe kaputt.
Und siehe, es ist gut gegangen, das A druckt sauber aus. Die Letter ist gerettet.
— Martin Z. Schröder