Ein Briefbogen für James Joyce · 15. Dezember 2011
Für die Mustermappe der Druckerey wollte ich einen geprägten Briefbogen austauschen und mit einem Druck ergänzen. Bis der Vorrat verbraucht ist, liegt der Mappe nun also dieser Briefbogen bei oder eine graue Variante, die nicht mit Gold, sondern mit roter Farbe bedruckt ist. Briefpapier ist schon ein recht teures Vergnügen, zumal wenn man Kuverts und Karten dazu bedrucken läßt. Schwarz auf Weiß kann größten Luxus vermitteln, hier zeigt sich die Kunst der Typografie für den Kenner.
Wer den Aufwand nicht scheut, kann mit geprägten Motiven und Goldfarbe repräsentieren.
Das kleine blindgeprägte j ist aus der Schrift Akko von Akira Kobayashi, das so schön geschwungene versale J entstammt einer der Versal-Varianten der Schreibschrift Adana von Andreas Seidel.
Gold und Blindprägung sind schon für sich nicht leicht in ein Foto zu fangen, aber nun beides abzubilden, will mir nicht ganz gelingen. Seinen Reiz empfängt der Bogen aus dem Wechselspiel von Schatten und Reflexion, Blindprägung und Metallfarbglanz.
— Martin Z. Schröder
Gold für Barbara Wrede · 5. September 2011
Nee, das ist kein vergoldeter Haufen Streichkäse, das ist Farbe.
Und die kommt zwar auch aus der Dose, aber in der Dose ist sie für den Buchdruck nicht reich genug pigmentiert.
Also gibt man Goldpaste hinzu.
Bleichgold oder Reichbleichgold. Aber wenn man zuviel nimmt, haften die Pigmente nicht auf dem Papier, die frischen Drucke ziehen auf der Rückseite ab, und wenn die Karte trocken ist, löst sich das Goldpigment. Ein bißchen schwierig.
Zwar steht Offset auf der Dose, die Paste wirkt aber auch im Buchdruck.
Die Farbe dann ins Farbwerk der Druckmaschine zu nehmen, ist immer wieder ein erfreulicher Anblick. Gold ist wirklich faszinierend.
Allerdings ist das Waschen des Farbwerks, also mit Waschbenzin und Lappen, weniger erfreulich, denn die Pigmente sind zäh.
Die Druckform aus den Ornamenten wurde für eine Karte mit einer Zeichnung von Barbara Wrede gebaut.
Und das Foto der fertigen Karte reiche ich natürlich bald nach. Die Drucke müssen erst einmal trocken werden.
— Martin Z. Schröder
Kommentare [2]
Bronzieren · 15. September 2008
Jede Drucksache in meiner Werkstatt geht durch meine Hände, weil ich auf einer Handpresse drucke. Man kann die Handarbeit aber noch fortführen. Ein heute in Druckereien kaum noch eingesetztes Mittel ist die Handvergoldung, wir nennen es Bronzieren. Mit einer Goldbronze, die in verschiedenen Farbtönen vorliegt und aus winzigen Splittern von einer Metallfolie besteht, wird der höchstmögliche Glanz nach der Blattvergoldung erreicht. Mit goldener Druckfarbe ist dieser Glanz nicht zu erzielen, weil die Partikel dafür fein verrieben werden müssen und von der Druckpaste überzogen sind, wodurch die Reflexionsflächen erstens viel kleiner werden und zweitens weniger blank und drittens die Farbe noch ins Papier schlägt, also nicht vollständig auf der Oberfläche bleibt.
Ein Buchdrucker-Kollege, der mich kürzlich besuchte, wies mich darauf hin, daß man die zu bronzierenden Teile des Druckes sondieren kann, indem man die anderen abdeckt. So läßt sich deutlich schneller arbeiten. Das Bronzepulver wird mit einem Wattebausch auf die frisch gedruckte Farbe aufgetragen. Man kann in einer Farbe passend zum Goldton vordrucken, auch in rot oder einer anderen hellen Buntfarbe, um das Gold noch ein wenig zu tönen. Früher schlugen dunkle Druckfarben auf das Bronzepulver durch und schwärzten es sogar nach einiger Zeit. Ich habe es jetzt mit einem Dunkelblau versucht, denn die Farben heute sind aus anderen Zutaten zusammengesetzt, ich werde abwarten, was mit dem Gold passiert.
Wenn man den frischen Druck bronziert hat, wartet man einen Tag, bis die Druckfarbe trocken ist, also gerade auch die nicht bronzierte. Dann läßt sich die überschüssige Bronze mit einem frischen Wattebausch abwischen, ohne daß die Partikel an anderen Stellen der Drucksache haftenbleiben. Die hier gezeigte Drucksache ist ein Test. Die Fotos sind retuschiert, damit man die Daten meines Kunden nicht lesen kann. Wie fast immer kann ich Auftragsarbeiten nicht in Gänze im Internet zeigen. Da hat’s ein Tischler besser. Bronziert wurde nur ein kleiner Teil der Auflage, weil es sich um ein Geschenk handelt.
Blattgold wird in der Regel nicht vom Drucker, sondern vom Buchbinder eingesetzt. Goldfolien lassen sich auch als flüssige Folienfarben drucken und als Folie mit Hitze prägen, wirken aber immer billig, sie glänzen profan. Gold kann man nur sehr zurückhaltend einsetzen, Vergoldungen wirken überaus repräsentativ. Eine Vergoldung auf der Visitenkarte paßt eigentlich nur zu jemandem, der mit Gold arbeitet, sonst wirkt es leicht überkandidelt.
Bronzierte Drucksachen sind recht empfindlich, in Bücher ist vor dem bronzierten Blatt deshalb ein Bogen Pergament eingebunden. Über die bronzierte Fläche darf man nicht zu oft mit den Fingern streichen, ein wenig von dem Goldpuder bleibt immer an den Fingern hängen.
— Martin Z. Schröder
Kommentare [1]
Gold aus dem Setzkasten · 8. Oktober 2007
Für eine Karte zum Jahreswechsel habe ich heute wieder einmal mit goldener Farbe gedruckt. Das kommt sehr selten vor, zurückhaltende Typographie ist mir lieber. Goldfarbe hat ihre Tücken. Es gibt viele Papiere, welche die Metall-Partikel einfach verschlucken. Entweder kommt man mit wenig Glanz aus oder man druckt erst eine gelbe Farbe vor, die das Papier versigelt und das Gold am Eindringen ins Papier hindert.
— Martin Z. Schröder