Digitales Design im Buchdruck · 7. Juli 2010
Der gute alte Buchdruck setzt sich als Letterpress wieder in den Vordergrund der Aufmerksamkeit von Designern. Sowohl der echte Bleisatz ist gefragt als auch die Umsetzung von digitalen Vorlagen, was gezeichnete Digitalisierung via Scannen einschließt. Man kann aber für gute Ergebnisse nicht wie für andere Druckverfahren Vorlagen erstellen. Auch für den Offsetdruck sind technische Gegebenheiten zu beachten, vor allem hinsichtlich der Farben. Jeder Offsetdrucker kann ein Lied davon singen, wie man ein sattes Gelb druckt und durch welche Beigabe ein Schwarz Tiefe gewinnt und daß viele Offsetkunden das nicht wissen. Die Rasterauflösung muß aufs Papier abgestimmt werden, und für beste Ergebnisse wird vor der Produktion ein Proof hergestellt. Die Erfordernis der technischen Aufbereitung ist auch im Buchdruck gegeben; der Designer muß sich für gute Ergebnisse auf die Tücken des Verfahrens einlassen. Für die meisten ist der Buchdruck im technischen Detail unbekannt, wodurch auch die Möglichkeiten nicht voll ausgenutzt werden. Zum Beispiel kann in der Ätzung nach digitaler Vorlage nur eine bestimmte Strichfeine dargestellt werden, etwa 0,2 mm. Wenn es feiner wird, etwa in Serifen klassizistischer Schriften, können sich interessante Effekte ergeben. Man kann sogar eine Bleisatzschrift imitieren, weil die feinsten Linien im Metallklischee ungesteuert wegbrechen, was dann im Druckbild wie eine abgenutzte Bleisatzschrift aussieht. Drucksachen im Vintage-Style! Die passende Visitenkarte zu den zerfetzten Jeans! Ich habe einige Hinweise zur Produktion aufgeschrieben. Das PDF Hinweise für Designer steht zum Download bereit. Buchdrucker-Kollegen und Designern bin ich dankbar für Hinweise auf fehlende Themen.
Das obige Bild zeigt Messinglinienformen. Und ist ein Hinweis auf den Fundus einer Druckerei mit Bleisatz, der für Designer eine Fundgrube von Ideen darstellt. Design für Drucksachen kam schließlich einige Jahrhunderte ohne Computer aus und hat vieles hinterlassen, das sich heute neu anwenden läßt, mit einer Schreibmaschinenschrift im Bleisatz und einem abgenudelten Kupferstich-Imitat habe ich schon in kürzester Zeit auf Papierresten höchst originelle Einladungen gedruckt, es gibt so viele Möglichkeiten …
— Martin Z. Schröder
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