Bronzieren · 15. September 2008
Jede Drucksache in meiner Werkstatt geht durch meine Hände, weil ich auf einer Handpresse drucke. Man kann die Handarbeit aber noch fortführen. Ein heute in Druckereien kaum noch eingesetztes Mittel ist die Handvergoldung, wir nennen es Bronzieren. Mit einer Goldbronze, die in verschiedenen Farbtönen vorliegt und aus winzigen Splittern von einer Metallfolie besteht, wird der höchstmögliche Glanz nach der Blattvergoldung erreicht. Mit goldener Druckfarbe ist dieser Glanz nicht zu erzielen, weil die Partikel dafür fein verrieben werden müssen und von der Druckpaste überzogen sind, wodurch die Reflexionsflächen erstens viel kleiner werden und zweitens weniger blank und drittens die Farbe noch ins Papier schlägt, also nicht vollständig auf der Oberfläche bleibt.
Ein Buchdrucker-Kollege, der mich kürzlich besuchte, wies mich darauf hin, daß man die zu bronzierenden Teile des Druckes sondieren kann, indem man die anderen abdeckt. So läßt sich deutlich schneller arbeiten. Das Bronzepulver wird mit einem Wattebausch auf die frisch gedruckte Farbe aufgetragen. Man kann in einer Farbe passend zum Goldton vordrucken, auch in rot oder einer anderen hellen Buntfarbe, um das Gold noch ein wenig zu tönen. Früher schlugen dunkle Druckfarben auf das Bronzepulver durch und schwärzten es sogar nach einiger Zeit. Ich habe es jetzt mit einem Dunkelblau versucht, denn die Farben heute sind aus anderen Zutaten zusammengesetzt, ich werde abwarten, was mit dem Gold passiert.
Wenn man den frischen Druck bronziert hat, wartet man einen Tag, bis die Druckfarbe trocken ist, also gerade auch die nicht bronzierte. Dann läßt sich die überschüssige Bronze mit einem frischen Wattebausch abwischen, ohne daß die Partikel an anderen Stellen der Drucksache haftenbleiben. Die hier gezeigte Drucksache ist ein Test. Die Fotos sind retuschiert, damit man die Daten meines Kunden nicht lesen kann. Wie fast immer kann ich Auftragsarbeiten nicht in Gänze im Internet zeigen. Da hat’s ein Tischler besser. Bronziert wurde nur ein kleiner Teil der Auflage, weil es sich um ein Geschenk handelt.
Blattgold wird in der Regel nicht vom Drucker, sondern vom Buchbinder eingesetzt. Goldfolien lassen sich auch als flüssige Folienfarben drucken und als Folie mit Hitze prägen, wirken aber immer billig, sie glänzen profan. Gold kann man nur sehr zurückhaltend einsetzen, Vergoldungen wirken überaus repräsentativ. Eine Vergoldung auf der Visitenkarte paßt eigentlich nur zu jemandem, der mit Gold arbeitet, sonst wirkt es leicht überkandidelt.
Bronzierte Drucksachen sind recht empfindlich, in Bücher ist vor dem bronzierten Blatt deshalb ein Bogen Pergament eingebunden. Über die bronzierte Fläche darf man nicht zu oft mit den Fingern streichen, ein wenig von dem Goldpuder bleibt immer an den Fingern hängen.
— Martin Z. Schröder
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