Heitere Ehrerbietung (vergriffen) · 23. November 2007
Gelegentlich sucht man nach einer Karte, um etwas festlicher einzuladen: Zum Schmausen oder weil im ehemaligen Rauchzimmer der China-Schrank mit den Spirituosen fast birst und leergetrunken werden MUß. (Dieses ß ist eine typolitische Demonstration, deren Transparente hier zu lesen sind.)
Oder man sucht nach einer Karte, um sich für eine Einladung zu bedanken, weil es so ein ausnehmend freundlicher Abend war. Oder man hat die Kur in Bad Wörishofen oder anderswo mit ganz reizenden Menschen verbracht und möchte ihnen dafür noch postalisch ein Kompliment übermitteln.
Was liegt näher, als Goethe zu befragen, der für all diese Anlässe freundlicherweise einen so reizenden Satz in seine “Wahlverwandtschaften” geschrieben hat, daß ich nicht widerstehen konnte, daraus eine Karte zu fabrizieren: Eine Klappkarte in Echt Bütten im Diplomatenformat, also etwas größer als die gewöhnliche Postkarte, bedruckt mit einem floralen Ornament und dem Dichter-Zitat aus der kursiven Walbaum, womit ich die neulich bereits annoncierte Schriftprobe gebe.
Eine “Lieblingsschrift” habe ich nicht. Aber jede Schrift löst andere Empfindungen aus, rührt an eine eigene Saite. Die kursive Walbaum ist eine überaus zierhafte, eigenwillige, elegante, manchmal leicht verschrobene, energische, stolze Type des Klassizismus. Der Pfarrerssohn und gelernte Konditor und spätere Notenstecher Justus Erich Walbaum, der von 1768 bis 1837 auf Erden wandelte, schuf sie, nachdem er 1796 in Goslar eine Schriftgießerei gegründet hatte. Mit dieser zog er 1803 nach Weimar. 1836 erwarb die Schriftgießerei Brockhaus die Originalmatritzen, welche 1918 in den Besitz der H. Berthold AG übergingen. Sie ist bis heute international verbreitet. In Berlin ist sie einem größeren Publikum durch ihren Einsatz in der Berliner Zeitung bekannt. Allerdings sind die digitalen Züge vom Original noch entfernt, so schön wie hier ist sie also auf Drucksachen der Gegenwart selten zu besichtigen.
Ich habe nur eine kleine Auflage gedruckt, 200 Stück, eine Nachauflage wird es nicht geben. Die Farben sind von Hand gemischt: ein dunkles Braun zu einem rötlich angehauchten dunklen Blau. Das Farbverhältnis habe ich aus der Farbenlehre von Paul Renner geklaut, die ich hier im Blog am 16ten Oktober erwähnte (auch im Stichwortverzeichnis am Fuß der Seite unter farbenlehre zu finden).
Auflage: 200 Stück AUSVERKAUFT
Preis pro Karte: 2,45 Euro inkl. Kuvert Echt Bütten mit grauem Seidenfutter und inklusive gesetzl. MWSt., zuzügl. Versand
Bestellung: per Brief oder E-Mail an eine der unter Kontakt angegebenen Adressen.
— Martin Z. Schröder