Weitere Seiten für die Goldtsche Cordbettwäsche · 29. Juni 2012
Mein Kollege Thomas Kersting, der den Linotype-Maschinensatz für das neue Buch von Max Goldt übernommen hat, sandte mir ein paar Bilder seiner Maschine. Die alte Dame sieht auch mit 88 Jahren noch so aus, als sei sie in ihren besten Jahren.
Der Platz des Setzers. Jeder Buchstabe hat seine eigene Taste, sowohl kleine als auch große und all die Satzzeichen. Und rechts neben der Tastatur in die Fächer legt der Setzer die Matrizen von Sonderzeichen, die er per Hand einfügt.
Auf dem linken Bild ist der Greifarm für die abzulegenden Matrizen oben am Magazineingang, beim rechten unten, um sich die ausgegossenen Matrizen zur Wiederverwendung zu holen.
Das Typenschild der 1924 erbauten Maschine. Damals hat man nicht ge-, sondern erbaut.
Zur Druckerey kam mittlerweile der Karton für die beiden Umschläge der Englischen Broschur. Für den 4. Teil der Reihe kommt erstmals kein Metallic-Karton zum Einsatz, sondern zwei geprägte Kartone.
Dieses Bild zeigt den größten Teil des Papiers für die gesamte Ausgabe. Die erste Hälfte des obenauf liegenden Inhaltspapiers ist schon zugeschnitten.
Fedrigoni ist ein italienischer Feinpapierhersteller, der in Deutschland ein Lager und einige Handelsvertretungen betreibt. In einigen Städten unterhält das Haus auch sogenannte Showrooms, in denen man sich Papiere und Anwendungen ansehen kann.
125,9 unhandliche Kilogramm, die einmal umgelagert wurden. Drucker brauchen starke Arme.
Was sich unter der Verpackung verbirgt, zeige ich nach dem Auspacken, im Spätsommer vielleicht, wenn ich mit dem Inhalt weiter gut vorankomme.
Dieses Bild zeigt, wie der Monotype-Satz aus dem Hamburger Museum der Arbeit für die Druckform bearbeitet wird. Die Zeilen werden mit seitlichen Anschlägen auf die Breite der Kolumne gebracht und durchschossen. Durchschuß nennen wir den Zeilenzwischenraum.
Aus dem Handsatz kommt die Überschrift dazu. Gesetzt aus der schmalen halbfetten Zeitungsgrotesk aus der Bauerschen Gießerei, erstmals anno 1912 gegossen.
Dazu aus der Steilen Futura von Paul Renner eine Zwischenüberschrift.
So sieht die fertig eingerichtete Doppelseite aus. Auf der rechten Seite Handsatz aus Futura.
Ein erster Abzug mit Zeitungsgrotesk, Steiler Futura und Baskerville aus Monotype.
Die Zeitungsgrotesk sieht man heute sonst gar nicht mehr.
Die kursive Baskerville im Monotype-Bleisatz.
Auf diesem Bild ist der nächste Druckbogen zu sehen. Links das Smartphone mit Text, der aber farbig eingedruckt wird und deshalb vor dem Drucken wieder entfernt wird aus der schwarzen Druckform.
Hier die später im fertigen Buch nebeneinanderstehenden Seiten. Die Texte mache ich auf den Fotos unleserlich, sie werden nur in gedruckter Form veröffentlicht.
Schreibmaschinenschrift aus Linotype-Satz.
Hier die Maschinensatzzeilen dazu.
Das Smartphone bekommt natürlich auch einen Schalter.
Smartphones zeigen bunte Bildschirme. Im Buchdruck auf dem Heidelberger Tiegel wird jede Farbe in einem eigenen Druckgang hinzugefügt. Nach Schwarz kam ein bläuliches Rot hinzu.
Insgesamt werden es vier Knöpfe. Dazu der Text in eigener Farbe. Fünf Druckgänge für eine Seite. Die Maschine läuft mit gemächlichen 1200 Druck pro Stunde. Auflage: 2000. Allein für diese Seite wird die Maschine also etwa sieben Stunden drucken. Deshalb dauert die Produktion so lange, denn es wird noch mehr mehrfarbige Seiten geben.
Hier ist der 1952 gebaute Original Heidelberger im vollen Schwung zu sehen.
Richtig alleinlassen kann ich die Maschine nicht. Man hört ihr beständig zu, um die Warnung durch auffällige Geräusche zu bemerken. Immer mal wieder wird der Farbauftrag geprüft, und der Stapel darf nicht zu hoch werden, damit die zuunterst liegenden Rückseiten nicht die Farbe vom frischen Druck auf ihre Rückseite abziehen.
Baskerville mager und kursiv, darunter die dreiviertelfette Futura.
Das ist das Interview mit der sonderbaren Mutter, rechts unten wird in Farbe ein weiterer Text eingefügt.
Das wird die Anzeige, noch unbearbeiteter Monotype-Satz aus Hamburg.
Dies war die Arbeit von zwei Tagen. Mehr als zwei Druckgänge am Tag schaffe ich nicht, und etwa 60 bis 70 sind geplant. Es ist furchtbar viel Arbeit, und ein enorm großes Vergnügen. Zwischendurch gibt es immer wieder Gelächter, denn die Texte von Max Goldt sind wieder sehr komisch.
— Martin Z. Schröder
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