In Holz gefräste Computersprache · 1. April 2009
Das at-Zeichen gibt es im Bleisatz schon lange. Meine ersten ats habe ich von der Schriftgießerei Wagner in Ingolstadt gekauft. Später dann von der Gießerei Stempel weitere erworben. Aber vor ein paar Tagen, als mir mein Hamburger Kollege Helmut Bohlmann zwei Exemplare des “Druckspiegels” schickte, einer Zeitschrift, aus der ich ganz gewiß demnächst ein paar Bilder zeigen werde, steckte er auch dieses hölzerne at ins Kuvert.
Ich hab so etwas natürlich vorher nie gesehen, weil es so etwas nicht gibt. Nehme ich an. Das macht man im Museum für Arbeit in Hamburg. Dieses Ding ist genau 3 × 3 Konkordanz groß (1 Konkordanz = 4 Cicero; 1 Cicero = 12 Punkt; 1 Punkt = 0,376 mm — also fast fünfeinhalb Zentimeter), läßt sich also wunderbar paßgenau im Bleisatz verarbeiten.
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man auf so ein frisches Holzstück Druckerschwärze gibt. Denn man kann es nur einmal zum ersten Mal tun.
Im Ausdruck erkennt man, daß der Schnitt noch perfektioniert werden könnte. Das a steht etwas zu tief im Kreis, der Bogen könnte vielleicht etwas leichter sein, und die Ecken an der rechten Seite des a, wo Gerade und Rundung aneinandertreffen, müßten von Hand zugespitzt werden. Aber ich bin kein Schriftzeichner, das sind nur so Eindrücke.
Das Zeichen hat einen Ehrenplatz bekommen auf einer sehr alten Holzletter, die mir mein Ratinger Lieferant Georg Kraus einmal schenkte. Beide sind einsetzbar für Drucksachen, und vielleicht fällt mir auch mal was ein.
Nachtrag 2. April Helmut Bohlmann lieferte mir noch die Abbildung einer Buchseite, aus der hervorgeht, daß der Klammeraffe kein neues Zeichen ist, sondern ein altes kaufmännisches. Der Duden informiert über seine Herkunft. Es sei aus dem Mittelalter auf uns gekommen, sei im Mittelalter eine Ligatur aus a und d gewesen für ad in der Bedeutung von “zu” oder “zu etwas hin”, sei in der spanisch-portugiesischen Kaufmannsschrift für die Maßeinheit „arroba” genutzt worden und derart auch auf eine amerikanische Schreibmaschinentastatur gelangt als Zeichen für „(commercial) at” = à, das man bei Preisauszeichnungen benutzte (z. B. in „10 Säcke à 5 $”). In den 60er Jahren sei es in den ASCII-Zeichensatz aufgenommen worden.
— Martin Z. Schröder
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