Vom Schrott
Vor zehn oder fünfzehn Jahren, weiß nicht mehr, zeigte mir ein Freund einen Schrotthaufen, den er für mich vom Schrottplatz “gerettet” hätte. Ich freute mich darüber, packte die Kleinteile in Papier und verfrachtete den flüchtig mit Öl betupften Schrott aus Mecklenburg in meinen Berliner Keller.
Kürzlich war dieser Keller zu entrümpeln. Ich bat die beiden Entrümpelungsjungs, den Schrotthaufen in meine Werkstatt zu bringen. Nun liegt der Schrott in der Druckerey. Ein Haufen Gußeisen mit ein paar gedrehten eisernen Wellen.
So trostlos, wie es aussieht, ist es gar nicht. Der Rost hat sich nicht eingefressen, mein Keller war immer ein trockener Kohlenkeller, den die Ausflüsse aus den gelegentlichen Rohrbrüchen nie erreicht hatten.
Die Maschinenfabrik Rich. Otto Krüger, vormals Krüger & Pohl, Berlin hat vor über 100 Jahren diesen Boston-Tiegel gebaut. Die Laufräder der Walzen liefen auf Lederriemen. Ich schätze, die Maschine wurde deutlich vor 1900 gebaut, vielleicht hat sie mehr als 120 Jahre auf dem Buckel. Jetzt mache ich mich daran, sie zu reinigen, zu ölen und zusammenzubauen. Dann werde ich sehen, welche Teile fehlen. Die Walzenspindeln fehlen, und wenn die Maschine drei Walzen hatte, fehlen auch zwei Laufräder und zwei Walzenhalter mit Federn. Eine Schraube im Tiegel ist abgebrochen. Und ich werde entscheiden, ob es sich lohnt, diese Teile vom Schlosser anfertigen zu lassen, um die Presse wieder in Betrieb zu nehmen. Oder ob ich sie als Schaustück weggebe. Ob ich mit auf Lederriemen laufenden Walzen gute Druckergebnisse hinbekomme, bezweifle ich. Aber eine Maschine aus Berlin in der Berliner Druckerey wäre doch hübsch. Mal sehen, was daraus wird. Schrott ist das nun jedenfalls nicht mehr.
tags: letterpress
Markus Ammann am 27. September 2009 # :
Sehr geehrter Herr Schröder.
Ich restauriere seit 5 Jahren immer mal wieder diverse Boston-Tiegel. Wenn Sie mir detailiertere Bilder zukommen lassen könnten, würde ich Ihnen gerne bei der Bestimmung der fehlenden Teile behilflich sein.
Mit freundlichen Grüssen
Markus Ammann
Martin Z. Schröder am 29. September 2009 # :
Vielen Dank!, das freut mich. Ich baue ihn erst einmal zusammen, wenn ich ihn gereinigt habe, und dann wird sich zeigen, was fehlt. Und wenn Ihnen eines Tages ein Hogenforst-Boston über den Weg laufen sollte und nicht weiß, wohin, dann wüßte ich da ein trockenes Plätzchen.
Kalle Pihlajasaari am 29. September 2010 # :
Herzliche Grüsse ,
Haben Sie ein Bild Ihrer Presse.
Ich glaube, mir ist fast das gleiche
Kalle
Google translation :-)