Goethes Kugel, Goethes Glück · 6. November 2017

Hans-Joachim Behrendt schuf diesen Stich vor vielen Jahren für ein Kinderbuch mit Goethe-Gedichten. Das Buch erschien entweder im Altberliner Verlag Lucie Groszer oder im Kinderbuchverlag Berlin; leider konnten wir das bisher nicht ermitteln. Der Künstler hat den Stich etwas verfeinert und aufgehellt und mir für eine neue Auflage überlassen. (Zum Online-Shop geht es hier.)

Und mit seinem Einverständnis habe ich zwei Goethe-Texte dazu gesetzt, die mir passend erschienen. Weil ich mich nicht für einen der beiden Texte und für eine der beiden Druckfarben entscheiden konnte, habe ich zwei Karten gedruckt. Gesetzt aus der Garamond und Garamond kursiv von der Schriftgießerei Typoart Leipzig.

Die Zurichtung der Form war recht einfach. Weil einerseits das Holz ein wenig arbeitet, auch wenn es ein altes Buchsbaumholz ist, und weil der Druckstock, wie wir den Holzstich als »Druckplatte« bezeichnen, nie ganz plan sein kann, aber auch, weil Flächen mehr physischen Druck benötigen als helle filigrane Bildpartien, wird hinter den Aufzug, also gegenüber des Druckstockes, mit Seidenpapier eine uneben Fläche aufgebaut, die die Unebenheiten des Holzes ausgleicht und den Druck auf die dunklen Partien verstärkt.

Das Seidenpapier wird dafür in verschiedenen Stärken verwendet. Manche Bogen sind so zart, daß man ein Buch dadurch lesen könnte. Und dieses Papier muß fein gerissen werden, weil Schnittkanten sich im Druckbild zeigen würden. Aber bei diesem Druckstock dauerte die Zurichtung »nur« drei Stunden. Mit anderen Formen habe ich schon doppelt so viel Zeit für den guten Druck zugebracht. Auf der Rückseite sollte nur wenig Schattierung zu sehen sein, auf keinen Fall eine starke Prägung, denn der Holzstich soll nicht vorzeitig abgenutzt werden.

Ebenso entscheidend sind die Geschwindigkeit, mit der die Walzen den Stock einfärben, sowie die Konsistenz der Farbe, die nicht zu fest und nicht zu flüssig sein darf. Wir sprechen von kurzen oder strengen und von langen Farben. Damit ist gemeint, daß lange Farben bei der Entnahme mit dem Spachtel einen Faden ziehen, strenge (kurze) Farben unmittelbar abreißen. Mit Firnis macht man Farbe länger, mit Bologneser Kreide oder Magnesium werden die Farben strenger und trockener. Das ändert natürlich auch den Ausdruck der Farbe. Wird die Farbe mit Magnesium trocken gemacht, verliert sie auch an Intensität. Wird zuviel Firnis hineingegeben, kann die Farbe beim Trocknen das Öl ausbluten, dann bilden sich fettiger Ränder. Für den Holzstichdruck bevorzuge ich lange Farben bei möglichst geringem Farbauftrag, damit die Farbe nicht in die weißen Spalte fließt, und langsame Maschinengeschwindigkeit, damit die Farbe nicht abreißt.

In der Vergrößerung sieht man hier recht gut den Randausgleich im Handsatz. Gutenberg hat ihn schon den Handschriften nachgeahmt, er geriet dann außer Beachtung, und Jan Tschichold hat ihn noch im Zeitalter des maschinellen Bleisatzes recht vergeblich wieder eingefordert. Digital kann heute der Randausgleich leicht hergestellt werden.

Im Bleisatz ist es schwieriger. Man kann schlecht winzige Spatien, also nichtdruckende Teilchen vor die Zeilen legen, weil diese bei der Verarbeitung der Kolumne allzu leicht abfallen würden. Wie hier im Bild gezeigt, werden größere nichtdruckende Quadraten und Spatien verwendet. Auf der linken Seite der Kolumne ist nur das »v« ein wenig aus der Satzkante herausgezogen. (Der Satz steht kopf, weil wir Schriftsetzer von links nach rechts lesen. Aus »oben« wird »unten«.)

Auf der rechten Seite sind es zwei Bindestriche, die aus der Satzkante herausgeschoben wurden. In der Vergrößerung fällt das sogar auf, obwohl es sich nur um eine Verschiebung von anderthalb Punkt handelt – das ist ein guter halber Millimeter. Auffallen soll der Randausgleich niemandem. Um zu beurteilen, ob der Randausgleich gelungen ist, muß man den gedruckten Text in Originalgröße anschauen und keine Makroaufnahmen vom Satz.

Deshalb steht hier noch ein Foto, das den ganzen Druckbogen mit den Händen des Druckers zeigt. Der Randausgleich ist gelungen, wenn an der Satzkante weder Dellen nach innen noch Spitzen nach außen auffallen. Auffälliger Textsatz ist, wenn es sich nicht um künstlerische Absichten handelt, kein gelungener Satz.

In derselben Woche, in der ich den alten Stich druckte, war Hans-Joachim Behrendt in der Werkstatt für einen anderen Stich, den er während der Einrichtung der Maschine noch einmal ein wenig bearbeitete und eine Schraffur ergänzte. Ohne das gewohnte Mikroskop fiel die Arbeit etwas schwerer.

— Martin Z. Schröder

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Neues Schiebedeckel-Etui · 16. August 2011

Schöne Visitenkarten sollen auch gut aufbewahrt und präsentiert werden. Deshalb werden die Karten meiner Werkstatt schon seit langem mit einem hölzernen Schiebedeckel-Etuis ausgeliefert. Früher hatten wir Nußbaum, seit einigen Jahren lassen wir die Etuis aus Kirschbaumholz bauen und so lackieren, daß es nachdunkeln kann.

Das Bärchen, also die Druckermarke meiner Werkstatt, wurde in Schabtechnik von Hans-Joachim Behrendt seinem Holzstich nachgezeichnet und in den Deckel gebrannt. Die Linien des Holzstiches sind für Prägungen, namentlich Brandprägungen, viel zu fein und zart. Das Etui kann auch einzeln gekauft werden, es führt dieser Link zum Shop der Druckerey.

— Martin Z. Schröder

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Der jüngere Bruder Bär · 25. August 2010

Vor gut einem Jahr habe ich meine Druckermarke, den oben abgebildeten Bären, hier vorgestellt. Nun ist dieser Holzstich mit einigem Retusche-Aufwand zwar reproduzierbar, wie ich erst hier und dann hier beschrieb. Aber für Stempel, Prägungen und Brandprägungen ist er zu filigran gearbeitet.

So bat ich des Bärchens Vater, den Grafiker, Holz- und Metallstecher Hans-Joachim Behrendt, mir eine grafische Version zu erschaffen, die diesen Reproduktionsansprüchen genügt. Und binnen weniger Tage wurde ich nun mit dieser Arbeit überrascht.

Ich habe das Bild in meiner Hand fotografiert, damit man die Größe des Originals ahnen kann. Freuderfüllt ob über dieser Arbeit bin ich nun, denn sie ist meisterlich gemacht. Zum einen hat Behrendt den Ausdruck des Bären, seine Persönlichkeit, genau getroffen. Ein freundliches Gesicht, das Humor und Geist verrät. Eine Wesensart, die ich schon im Holzstich-Bären als erstrebenswert ansehe. Nun mahnt mich also auch noch ein Bärenbruder, freundlich zu sein und mich um Bildung zu bemühen. Zweitens bewundere ich die grafischen Kunstgriffe. Das Bild ist nicht nur einfach von den feinen Linien befreit worden, sondern es wurden Akzente hineingesetzt: Die Ohren, der rechte Daumen, die linke Buchseite als Imagination einer Abbildung, die nun ausgefüllten Abschlüsse der Parierstange des Degens gegen den weißen Knauf des Heftes. Schaut man sich den Bären im Detail an, findet man weitere grafische Überlegungen umgesetzt, die dem Meister Petz Leben einhauchen.

Hans-Joachim Behrendt hat die Arbeit in Schabtechnik ausgeführt. Schabkarton wird mit einer weißen und weichen Kreideschicht überzogen, die leicht abzuschaben und abzukratzen ist. Die Kreideschicht wird schwarz gefärbt mit einer Farbe, die nicht bis in den Papieruntergrund vordringt. Danach wird aus der schwarzen Fläche das Bild geschabt. Auf diesem Foto lassen sich Spuren der Arbeit erkennen.

In der Verkleinerung neben der Reproduktion des Holzstiches in Originalgröße ist die Wirkung eines Stempels oder einer Prägung zu ahnen. Mit Farbe kann hier nichts mehr zulaufen, und für eine Prägung sind die Innenräume weit genug. Ich werde als erstes einen Stempel anfertigen lassen.

— Martin Z. Schröder

Leserzuschriften [6]

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Locken drehen · 24. Oktober 2009

Etwas langsamer fließen die Beiträge in diesen Wochen ins Blog — es ist viel in der Werkstatt zu tun. Viel Satz, viel Druck. Aber auch die Arbeit an der Druckermarke mit dem Bären erweist sich als umfangreicher als gedacht, genauer: die Umsetzung vom Holzstich in die Ätzung. Deren Vorlage wiederum in einem nächsten Schritt in Messing gefräst werden wird.

Aber noch ist die Vorlage nicht fertig. Die vierte Ätzung kam heute aus der Klischeeanstalt, und die neue Retusche verbessert das Bild deutlich. Ich muß tatsächlich jede Locke im Bärenfell nachzeichnen. Wenn man von einer Druckform im Buchdruck druckt, wird der Abdruck immer etwas kräftiger im Strich sein als die Vorlage. Der Abdruck ist kein Spiegelbild des Druckstockes, sondern immer etwas fetter durch die Quetschung der Ränder. Die Vorlage, der Druck vom Holz, der hier gescannt wurde, ist auf hochglattem Papier mit feinstem Prachtdruckschwarz und ganz wenig Preßdruck gefertigt worden. Aber die Ätzungen, die von dieser Aufnahme gefertigt werden, sind zu dunkel.

Hellt man das Bild nun auf, brechen auch feinste schwarze Linien weg. Nach dem Aufhellen muß also nachgearbeitet werden. Teilweise genügt das Aufhellen aber gar nicht, weil feine weiße Linien mit Farbe zulaufen. Hier muß also beherzt in die Zeichnung eingegriffen werden. Es ist eine enorme Fummelei, die Retusche entsteht an einer vielfachen Vergrößerung pixelweise am Bildschirm. Vor Augen habe ich dabei unter der Lupe den besten Abzug vom Holzstock und den des jeweils letzten Magnesiumklischees.

Dies ist der Abzug eines frühen Scans.

Und hier der gestern vom frischen, retuschierten Klischee abgezogene Bär. Die am rechten Arm herabhängenden Zotteln, die Krallen im linken Fuß, die Abgrenzung der Sohle im rechten Fuß sind drei deutlich sichtbare Unterschiede im Vergleich mit obenstehendem Bären.

Die Buchseite des Buches in der Bärentatze ist etwa 2 mm hoch. Links Ätzung Nr. 1, rechts Ätzung Nr. 4. Ich taste mich langsam heran, denn ich weiß nicht immer, wie weit ich die weißen Linien öffnen muß, damit sie tief genug geätzt werden, um im Druckbild sichtbar zu werden. Die feinen Details, die hier allmählich verbessert werden, beeinflussen die Gesamtfigur stark. Durch das mehrfachre Reproduzieren sind scharfe Kanten rund und spitze Winkel stumpf geworden. Dies rückgängig zu machen, braucht Zeit.

Auch die drei Buchstaben habe ich nachgearbeitet. Ausschlaggebend ist der Holzstock. Der Abdruck der Ätzung muß dem Abdruck des Stiches so weit wie möglich gleichen. Nur der Stich zeigt die Absicht des Künstlers. Auf diesem Bild ist oben die erste, unten die vierte Ätzung zu sehen. In den Füßen ist die Bearbeitung besonders deutlich zu erkennen.

— Martin Z. Schröder

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Zeichenwechsel · 14. Oktober 2009

Nachdem ich fünfzehn Jahre lang unter dem Zeichen des Drucker-Greifen gearbeitet habe, welches das Wappen aller Buchdrucker ist, werde ich nach und nach das neue Zeichen einführen, meine eigene Druckermarke: den Berliner Bären mit einem Schweizer Degen im Gurt und einem Buch in der Tatze. Bis auch meine Drucksachen, die Visitenkarten, Briefbogen und Etiketten, ausschließlich die neue Druckermarke zeigen, solange kommen auch im Internet beide Signete zur Anwendung. Auf der Seite Druckerey.de der Greif, und hier im Blog in den nächsten Tagen der Bär, vielleicht schon morgen.

Das Zeichen gibt im Bilde drei Informationen: der Drucker ist ein Berliner. Dies zu zeigen, wurde der Bär bestimmt. Der Drucker ist auch ein Schriftsetzer, also jemand der beide Berufe ausübt: ein Schweizerdegen. Der Schweizer Degen, die Waffe, ist eine Entwicklung aus dem Dolch und deshalb zweiseitig geschliffen. Daraus leitete sich anfangs eine Bezeichnung ab für jemanden, der mehrere Dinge gut konnte, in der Schwarzen Kunst wurde der Schweizerdegen zur Berufsbezeichnung. Der Drucker ist auch ein Mann des Buches. Er schreibt gelegentlich eines (zum nächsten erscheint demnächst ein Vorabdruck, Nachrichten dazu folgen), und er richtet gelegentlich eines typografisch ein. Oder setzt und druckt eines. Dies zeigt der Berliner Bär mit dem Buch in der rechten Tatze.

Als vierte Information wurden dem Bären meine Initialen beigegeben.

Der Entwurf ist an mittelalterlichen Druckermarken orientiert. Von Axel Bertram kam die Idee, Hans-Joachim Behrendt hat die Marke gezeichnet und in Holz gestochen. Ich habe das alles ja schon in zwei Beiträgen dargestellt, nur heute, zur Einführung, wollte ich es noch einmal erwähnen.

Ein Datum für den Kalender wird daraus nicht. Diese Marke wird nun beginnen zu wirken, aber ihr Geburtstag ist schon eine ganze Weile her. Diese Druckermarke ist ein Qualitätssiegel meiner Werkstatt, das ich nun gemächlich einführe. Man fängt mit einem solchen Siegel die Arbeit nicht an, man kommt irgendwann einmal dazu. Ich setze und drucke seit fast dreißig Jahren (früh angefangen), und es ist erst jetzt die Zeit gekommen, die eigenen Ansprüche bildlich zu befestigen.

Der Aufwand für die Einführung dieses Zeichens ist groß, nämlich die Übersetzung aus dem Holz in eine digitale Ansicht, die Herstellung eines Druckstockes aus Metall, die Entwicklung einer zweiten Marke für Brandprägungen in Holz — das alles nimmt so viel Zeit und Kraft in Anspruch, daß ich das Unternehmen sicherlich nicht mehr wiederholen werde. Ich habe über die Installation dieses Bären fast vier Jahre lang nachgedacht. Ich habe ihn lange nur privat eingesetzt, weil ich unsicher war, wie er sich im Dienste meiner Werkstatt machen würde. Inzwischen bin ich von seinem Leistungsvermögen überzeugt.

Im Frühjahr 2004 habe ich erstmals meine Wünsche an Bertram und Behrendt formuliert:

“Ich hätte gern ein stehendes Oval mit dem bewaffneten (Schweizerdegen) Bären, also auf allen vieren kann er nicht gehen. Eine Krone soll er übrigens auch nicht haben, das Berliner Wappentier soll nicht sofort zu erkennen sein. Der Berliner Bär marschiert auch meistens so albern. Mein Bär darf einfach so dastehen und den Degen vielleicht aus dem Oval raus-pieken. Auf einen Degen stützt man sich, glaube ich, nicht, denn er ist, glaube ich, eine leichtere Waffe als ein Schwert. Der Gute kann aber auch von der Seite zu sehen sein, gehend, nur eben nicht marschierend. (…) Nur sollte er nicht eine Hand auf die Hüfte stemmen, dann denkt man womöglich, der macht gleich große Wäsche. Die Anmutung sollte mittelalterlich sein, damals gab es so schöne Druckermarken. (…) Die Schrift sollte diese damals übliche „Stichlebendigkeit“ haben, wie es H.-J. B. so trefflich formulierte, das kommt beim Holzstich sicherlich von alleine. Wo meine Initialen stehen, ist mir gleich. Sie können auch seitlich im Oval untereinander stehen. Grundschrift all meiner eigenen Drucksachen ist die Garamond, aber für einen Holzstich sind kräftige Buchstaben mit gerundeten Serifen vermutlich sowieso obligatorisch, nicht wahr?”

Im Herbst 2004 später lagen mir erste Entwürfe von Behrendt vor. Irgendwann werde ich sie finden. Damals schrieb ich dazu: “Die Bären sind alle wunderbar, ich mochte sie auf den ersten Blick, und je länger ich mich vertiefe, so lieber werden sie mir. Es sind ja recht verschiedene Persönlichkeiten, und ich überlege, welche meinem Ideal am nächsten kommt. Ich meine auch, die Nummer 3 paßt am besten. Der Typ 5 wirkt etwas zurückhaltend, Typ 1 etwas selbstzufrieden, Typ 2 schulmeisterlich (bezogen auf mein Ideal; lieb sind sie alle auf ihre eigene Art, gegen Schulmeister ist nichts zu sagen, aber ich versuche meine schulmeisterlichen Allüren zu zügeln, so sollte auch mein Petz tun), Typ 6 könnte schwatzhaft sein, wenn er die Schnauze öffnet, mir kommt es jedenfalls so vor, Typ 7 hat etwas Verhangen-pathetisches, Typ 4 kommt sehr jugendlich aus dem Mittelalter gesprungen, Typ 3 endlich hat etwas sehr Gutmütig-herzliches an sich, auch eine heitere Neugier und Frische zeichnet sein Wesen aus. Den mag ich. Wenn es der wird, werden wir eine innige Beziehung eingehen.”

Er wurde es. Er wurde in Holz gestochen. Nun steht er da. Ich wünsche ihm ein Eigenleben, ein dauerndes, ein langes auch als mein Begleiter und guter Geist der kleinen Berliner Druckerey.

— Martin Z. Schröder

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Übersetzung von Holz in Magnesium · 27. Juni 2009

Nach dem Scannen des Abdruckes vom Holzstock und nach dem Retuschieren des Bären wurde ein Magnesium-Klischee angefertigt.

Es steht hier auf dem Kopf, weil wir Setzer und Drucker gewohnt sind, Druckformen in Leserichtung, also von links nach rechts anzuschauen.

Ich war überrascht, wie gut das Klischee gelungen ist. Aber im direkten Vergleich findet man doch deutliche Unterschiede.

Die Zeichnung vom Magnesium-Klischee (blauer Druck) ist dichter und dunkler, weniger fein als der Abdruck vom hölzernen Original.

Im nächsten Schritt wird der Retuscheur die Zeichnung des Bären etwas öffnen, also die mit Farbe zugelaufenen und zu feinen weißen Stellen weiter machen, um das Druckbild anzugleichen.

Den regelmäßigen Lesern des Druckerey-Blogs wird die schwächer gewordene Frequenz der Beiträge sicherlich verständlich, wenn ich andeute, wovon ich demnächst erzähle: Für das neue Buch von Max Goldt mit dem Titel „Ein Buch namens Zimbo“ hat der Grafikdesigner Frank Ortmann, der sich auch um den obigen Bären kümmert, den Schutzumschlag entworfen und kalligrafiert. Auf Amazon ist noch nicht die Reinzeichnung zu sehen, sondern eine Arbeit für die Vorschauen. Ich habe in den letzten Wochen den Satzspiegel konstruiert und die Titelei entworfen, die sich etwas prächtiger entfalten soll als es heuzutage vor allem auf den etwas langweiligen Haupttiteln von Büchern üblich ist. Heute kam der Satz an, und gleich stürzte ich mich auf die Korrekturarbeit. Parallel läuft die Arbeit am Taschenbuch von Max Goldt namens „Texte aus den in die Vergriffenheit entlassenen Büchern «Quitten» und «Kugeln»“, das im Rowohlt Taschenbuchverlag erscheinen wird. Auch dafür ist bei Amazon die Vorschau-Version zu sehen. Auch für dieses Buch ist die Inneneinrichtung zu machen. Ich werde von Zimbo die Varianten der Innentitel zeigen und auch, wie eine Satzanweisung für die beiden Bücher aussieht.

Als drittes Buch, für das ich die typografische Ausstattung übernommen habe, steht “Jeder Dreck auf Augenhöhe” auf dem Arbeitszettel, eine Glossen-Sammlung von Andreas Landt, die in der herrlichen Schrift Prillwitz in der digitalen Fassung von Ingo Preuß im Offsetdruck produziert werden wird.

Und nicht nur nebenher ist in der Werkstatt sehr viel zu tun. Ich kam wegen dieser Berge von Arbeit bislang nicht dazu, wieder fertige Arbeiten zu zeigen, aber bald. Bald …

Ergänzung Ein Bild zu Kommentar Nr. 7: drei Typen y, links Prillwitz-Original, in der Mitte das y der Typoart-Prillwitz, ganz rechts das y der Preuß-Prillwitz.

— Martin Z. Schröder

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Eine in Holz gestochne Druckermarke · 21. Juni 2009

Vor einigen Jahren bat ich den Gebrauchsgrafiker Axel Bertram um den Entwurf einer Druckermarke im mittelalterlichen Stil, aus jener Zeit also, als diese Marken der Frühdrucker entstanden. Die bekannteste Druckermarke ist sicherlich die von Aldus Manutius: ein Delphin, der sich um einen Anker windet, eine Verbindung von Symbolen in der Bedeutung von “Eile mit Weile”. Ich wollte auch ein sprechendes Zeichen haben, aber ein persönlicheres: einen Bären für meine Heimatstadt Berlin (und weil ich als Kind sehr an einem Teddybären hing mit einem ernsten und gutmütigen Gesichtsausdruck, welchen ich Axel Bertram genauer beschrieb), welcher mit einem Degen gegürtet ist, um meinen Beruf als Schweizerdegen (Schriftsetzer und Buchdrucker in einer Person) zu zeigen. Außerdem sollten meine Initialen auf die Marke.

Leider kann ich die Entwurfszeichnungen gerade nicht finden. Axel Bertram schlug mir vor, ein Zeichen von Hans-Joachim Behrendt nach seinen Ideen in Holz stechen zu lassen. Die Illustrationen und Vignetten Behrendts bilden einen der Höhepunkte ostdeutscher Buchkunst — und ich war von Bertrams Idee begeistert. Der Grafiker schlug mir überdies vor, dem Bären ein Buch in die Hand zu geben, weil ich sowohl als Autor tätig bin als auch Bücher mache. Er sandte mir drei Zeichungen, die Behrendt in Absprache mit Bertram angefertigt hatte, und die sich vor allem in der Statur des Bären (schlank bis korpulent) und in seinem Gesichtsausdruck unterschieden. Mit Bedacht wählte ich eine aus, welche sodann von Hans-Joachim Behrendt in den Holzstich umgesetzt wurde.

Der namhafte Holzstecher, der heute vor allem Medaillen sticht und sich ins Holz erst wieder einarbeiten mußte, sandte Bertram und mir nach einigen Monaten einen ersten Abzug des Stichs mit dem Vermerk, er werde an Details noch arbeiten. Axel Bertram zeichnete Korrekturen an den Buchstaben ein, ich hatte keine weiteren Bedenken und freute mich nur riesig. Der Bär hatte schon die von Weisheit und Humor milde gemachten Züge meines ernsthaften Plüschtiers. Und gefiel mir auch ansonsten ausnehmend gut. Das Zeichen ist übrigens nur 28 mm hoch.

Behrendt schnitt den Bären fertig, und eines Tages, nachdem wohl ein Jahr dahingegangen waren, bekam ich das Päckchen mit dem hölzernen Druckstock. Oh Freude! Welch ein Meisterstück! Axel Bertram gratulierte, nachdem er die Abzüge gesehen hatte, es war noch besser als wir es uns gewünscht hatten. Man beachte die Zeichnung des Fells, die Wirbel der Locken, die sehr menschlichen, fabelhaften Augen, die Seiten des Büchleins in des Bären rechter Tatze, auf denen sogar Zeilen angedeutet sind, den gedrehten Griff des Degens, die Hohlkehle in der Klinge, die Linienführung der Umrandung, die renaissancetypischen Buchstaben, und bei all dem vor allem die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit eines ernsten und freundlichen Bären mit stattlicher Statur, wie sie nur ein Meister dieser selten gewordenen Kunst darstellen kann.

Hans-Joachim Behrendt sagte mir, daß dieses Hartholz 5000 Druck mühelos aushalte, aber ich bin so besorgt um den Erhalt des Stiches, daß ich meinen Gebrauchsgrafiker-Kollegen Frank Ortmann gebeten habe, das gedruckte Zeichen zu scannen, zu retuschieren und als Datei anzufertigen, um eine Ätzung davon machen zu lassen.

Zu früheren Zeiten konnte man Holzstöcke in Wachs drücken und den Abdruck galvanisieren. Die sich auf dem Wachs gebildete galvanische Kupferhaut wurde mit Typometall, also einer Bleilegierung, ausgegossen, fertig war das Duplikat. Diese Technik gibt es für die Herstellung von Druckstöcken nicht mehr. Ich werde berichten, was wir mit gegenwärtiger Technik auszurichten vermögen.

— Martin Z. Schröder

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